


Tag 145 - Verliebt in die Normandie
1. Oktober 2018
Wenn man an die Normandie denkt, denkt man wahrscheinlich automatisch an die Landung der Alliierten und den D-Day am 6. Juni 1944. An diese geschichtsträchtigen Orte werden wir uns heute begeben. Doch erst einmal von vorn. Wir haben fantastisch geschlafen, also so richtig tief und fest. Das lag bestimmt auch daran, dass die Nacht auf dem Schiff so unstet war. Total erholt und mit einem vollem Akku starten wir heute also in unseren Tag, der der Erkundung der Schauplätze des 2ten Weltkrieges dienen wird.
Doch wie immer ist der Weg das Ziel. Ganz ehrlich Frankreich ist einfach so wunderschön und jeder der noch nie in Frankreich war, sollte unbedingt einen Urlaub hier verbringen. Wir fahren durch Dörfer wo die Zeit stehen geblieben ist, alles hier erscheint so liebevoll hergerichtet und mit viel Stil in Szene gesetzt zu sein. Überall gibt es alte Chateaus und Herrenhäuser, meist führen lange Alleestraßen zu ihnen. Es ist einfach ein wahrer Augenschmaus. Hier ein altes Schloss , da eine imposante Kirche, dort ein gemütlicher Marktplatz. Hinter jeder Kurve geht ein ahhh und ein ohhh durchs Wohnmobil. Wie durch eine verliebte Brille schauen wir uns also die Normandie an. Frankreich liegt uns einfach am Herzen.
Natürlich waren aber auch viele Orte speziell in der Normandie Schauplatz eines schrecklichen Krieges. Aber auch das gehört zur Geschichte des Landes und zur Geschichte unseres Landes. Auch wenn viele der Bunker und Bataillone noch heute erhalten sind so ist es gerade für unsere Generation schier unvorstellbar was sich vor 74 Jahren hier abgespielt haben muss. Gerade an den Landungsstränden, Utah und Ohama Beach verdeutlicht sich noch heute die Wucht des der Invasion am 6. Juni 1944. Wie viele Menschen allein an diesem einen Tag ihr Leben lassen mussten ist grauenvoll und nicht in Worte zu fassen. Ein Tag und Momente gegen das Vergessen.
Unsere Gedanken sind noch gefüllt mit all den Eindrücken die wir heute erfahren haben. Wir suchen uns einen Stellplatz oberhalb der Klippen von Longues-sur-Mer, erleben eine fantastischen Sonnenuntergang und lassen den Tag ausklingen. Selten hat uns ein Tag so berührt.
Im Vergleich zu den UK und Irland sind in Frankreich noch richtig viele Camper unterwegs. Standen wir in England oftmals allein so gesellen sich hier noch richtig viele Camper am Abend zusammen. Heute stehen Franzosen neben uns und es riecht mal wieder einfach unglaublich nach Coq au Vin.



Tag 146 & 147 - Der Charme der Normandie
2. - 3. Oktober 2018
Die letzten beiden Tage waren aufregend. So viele Dörfer, so viele schöne Orte und so viel Genuss für die Augen. Am Anfang des Tages stecken wir uns immer ein Ziel, doch hier in der Normandie bleiben wir ständig links und rechts des Weges stehen. Alles sieht aus wie in der Zeitung „Schöner Wohnen“, so liebevoll hergerichtet und der Charme platzt aus allen Nähten.
So schauen wir uns die Stadt Bayeux an und sind von jeder kleine Gasse restlos begeistert. In der Mitte steht die Kathedrale de Notre Dame und bildet das Zentrum der Stadt. Nach unserem Bummel kaufen wir uns typisch französisch noch ein Baguette, da fehlt nur noch das Barett und ein paar Sprachkenntnisse und wir sind bereit zum übersiedeln.
Weiter geht es in einen der schönsten Orte der Normandie, Beuvron-en-Auge. Der kleiner Ort besteht aus unzähligen alten Fachwerkhäusern aus vergangenen Zeiten. Unglaublich welche kulturellen und architektonische Schätze es hier noch zu finden gibt.
In den letzten Tagen haben wir ganz schön geschlemmt, aber das französische Lebensgefühl hat uns total vereinnahmt. Käse, Schinken, Rillettes, Trauben, Feigenkonfitüre...was will das Herz mehr? Aber nach Wochen der Englischen Küche haben wir uns das echt verdient.
Die Nacht hatten wir in dem kleinen Örtchen Gonneville-sur-Mer verbracht. Hübsch angelegt zwischen kleinen Blumenbeeten in einem Park hat die Stadtverwaltung einen Platz für die Wohnmobilisten bereitgestellt. Chapeau - ein schöner Platz! In der Umgebung befinden sich unzählige alte Schlösser, Langhöfe und Herrenhäuser - wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Viele der Immobilien werden auch als Ferienunterkünfte angeboten. Die Normandie ist einfach ein Traum.
Am nächsten Morgen sind die Klippen von Étretat unser Ziel und so bahnen wir uns wieder unseren Weg und lassen uns gern von der vorüberziehenden Landschaft in den Bann ziehen. Auf unserem Weg liegt der schöne Hafenort Honfleur, welcher mit seinen am Hafen liegenden historischen Gebäuden sehr an Amsterdam erinnert. Gerade hat eine Aida angelegt und hunderte deutsche Touristen stürmen die stimmungsvolle Altstadt.
Am frühen Nachmittag starten wir zu einer kleinen Wanderung durch die Stadt Étretat zu den Klippen. Durch die Auswaschungen der Felsformationen ist eine Art Tor entstanden - viele sagen auch, dass es wie ein Rüssel eines Elefanten ausschaut. Ein sehr sehr schöner Ort, welcher uns landschaftlich an Eastbourne in England erinnert.
Nachdem wir von der Wanderung zurückgekehrt sind, brechen wir zu unserem Frei-Stehplatz am Leuchtturm Phare d‘Antifer auf. Hier haben wir noch die Möglichkeit einen grandiosen Sonnenuntergang zu beobachten bevor wir unsere Löffel in einer hervorragenden Fischsuppe mit frischen Garnelen schwenken. Die ersten Tage in Frankreich waren einfach bombastisch.



Tag 148 & 149 - Auf nach Paris
4. - 5. Oktober 2018
Nach den beeindruckenden Tagen in der Normandie machen wir uns langsam auf den Weg in Richtung Paris. Schon bald werden wir hier auf Annes Verwandtschaft Maja, Kay und Jessy treffen, welche uns für ein Wochenende mit ihrem Wohnmobil besuchen. Sie nehmen eine unglaublich weite Anreise von 7 Stunden für nur einen gemeinsamen Tag mit uns auf sich, WOW! Gleichzeitig versorgen Sie uns dankenswerterweise mit Gas und anderen Kleinigkeiten, worüber wir extrem dankbar sind. Unsere Vorfreude einen Teil unserer Familie zu treffen ist also riesengroß - Familie bleib halt Familie und so ein Besuch ist immer gut für die Seele.
Aber eins nach dem anderen. Zunächst einmal steht eine längere Fahrt über Rouen nach Paris an. Wir versuchen alle Mautstraßen zu vermeiden und können somit über 30 Euro sparen. Die Fahrt mit einem Zwischenstopp in Les Andelys vergeht zügig und auf sehr gut ausgebauten Fernstraßen. Die morgendliche Stimmung auf dem Land ist momentan von Nebel und Raureif geprägt. Langsam steigt die Sonne empor und erleuchtet die Landschaft mit zartem und warmen Licht. Wir lieben den Herbst!
Wir kommen bereits um 12.00 Uhr in Paris auf unserem Campingplatz "Camping de Paris" an und freuen uns zum ersten Mal so richtig über unsere ACSI Card. Statt 40 Euro pro Nacht müssen wir nur 20 Euro pro Nacht zahlen. Da unser Besuch erst spät in der Nacht eintreffen wird, machen wir uns mit den Rädern gleich auf in die Stadt. In nur 20 Minuten erreichen wir den Eiffelturm. Sören war das letzte Mal vor ca. 25 Jahren in Paris. Damals als kleiner Junge ging es ins Disneyland und die Stadt war eher Nebensache. Heute kommen wir aber in den Genuss Paris zur wohl schönsten Jahreszeit zu erleben. Die Bäume rund um die Seine haben ihr Blätterkleid bereits in schöne Herbstfarben getaucht, es sind 22 Grad und wir setzten uns eine ganze Weile mit Blick auf den Eiffelturm an die Seine, weit weg vom ganzen Touristentrubel.
Überall werden Selfies mit dem Wahrzeichen von Paris gemacht und es ist schon ein Schauspiel wie die sozialen Medien unsere Welt verändert haben. Junge Mädchen top gestylt, laufen mit ihren Rollkoffern auf den Platz vor dem Eiffelturm. Schnell werden die verschiedensten Outfits herausgeholt und in zum Teil amüsanten Posen abgelichtet. Teenager steigen auf hohe Mauern in schwindelerregender Höhe um die beste Selfieposition zu ergattern ohne Rücksicht auf Verluste. Wir beobachten einfach nur und fragen uns, wie es wohl vor dieser Zeit war, als man noch den guten alten 36er Film dabei hatte.
Weiter geht es zum Arc de Triomphe. Die Sonne steht bereits tief und der Trubel auf dem wohl bekanntesten Kreisverkehr von Paris ist unglaublich. Auf bis zu 5 nicht vorgegebenen Spuren schlängelt sich der Verkehr um dieses weitere Wahrzeichen der Stadt. Auch hier versuchen wir einen Moment einzufangen, welcher die super schöne Herbststimmung verdeutlicht. Da wir mit dem Rad unterwegs sind, kommen wir schnell von einem zum anderen Ort. Bereits am kommenden Tag wird sich herausstellen, wie viel einfacher man mit dem Rad die Stadt erkunden kann, als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber der Straßenverkehr ist wild, sehr wild und wir müssen sehr aufpassen um nicht im Verkehr unterzugehen.
Am frühen Abend fahren wir noch zur Rue de Monttessuy und hoffen auf einen glücklichen Moment bei untergehender Sonne direkt hinter dem Eiffelturm. Auch hier sind wir nicht allein und es werden wilde Selfie-Posen auf dieser schönen kleinen Straße gemacht. Im Café nebenan beobachtet man das Treiben ebenso belustigt und genießt die letzten Sonnenstrahlen. Ein wirklich schöner erster Tag in der Stadt der Liebe.
Wir radeln zurück und freuen uns auf die Ankunft unseres Besuches. Spät in der Nacht gegen 0.30 Uhr ist es dann so weit und die Freude ist groß. Wir sitzen noch bis 3.00 Uhr in der Nacht zusammen und fallen dann erschöpft ins Bett. Morgen geht es gemeinsam nach Paris und wir freuen uns auf einen aufregenden Tag mit unseren Lieben.



Tag 150 - Café au Lait, Crêpes & wo ist eigentlich die Bushaltestelle?
6. Oktober 2018
Es ist mitten in der Nacht als unsere Familie, Annes Tante Maja, Cousine Jessy und Onkel Kay anreisen. Ach ist die Freude groß, als wir uns endlich wiedersehen. Vor nicht all zu langer Zeit haben sie sich auch ein Wohnmobil gekauft und gehören nun auch zum „Camper-Club“. Die erste Nacht wird entsprechend kurz, da wir bis 03.00 Uhr in der Nacht zusammen sitzen, bevor wir am nächsten Tag gemeinsam Paris erkunden wollen.
Auf der Besichtigungs-Wunschliste stehen die Kathedrale von Notre Dame und der Eiffelturm. Der Campingplatz bietet einen Shuttle zur nächsten Metro Station an und von dort aus fahren wir zur Haltestelle Hotel de Ville. Nach nur wenigen Metern stehen wir auch schon vor der mächtigen Kathedrale. Maja kann sich noch gut an die Geschichten vom Glöckner von Notre Dame erinnern und bekommt glatt weg ein paar kleine Freudentränen in den Augen. Wir reiben uns allerdings auch die Augen als wir die lange Menschenschlage für den Einlass entdecken. In Paris soll es tatsächlich zu jeder Jahreszeit einen so großen Besucherandrang an allen Sehenswürdigkeiten geben, so dass dies keine Seltenheit ist. Es geht dann aber doch recht zügig und nach ein paar Minuten des Wartens betreten auch wir die Kathedrale und verweilen einen Moment.
Am Nachmittag begeben wir uns auf den Weg zum Eiffelturm, machen noch für einen Mittagssnack Halt und schlängeln uns durch die Straßen und Gassen von Paris. Am Place du Trocadéro angekommen erhaschen wir den ersten Blick auf den Eiffelturm, bevor wir im Café Kléber auf den teuersten Kaffee unseres Lebens von unserer Familie eingeladen werden. Naja die Lage bestimmt eben den Preis.
Ab der Abenddämmerung leuchtet der Eiffelturm zu jeder vollen Stunde für 5 Minuten. Das wollen wir natürlich nicht verpassen und haben entsprechend mit einem guten Wein vorgesorgt, So lässt es sich aushalten und wir verbringen einen schönen Abend im Glitzerlicht des Eiffelturms. Natürlich durfte dabei auch ein leckerer Crêpe nicht fehlen. Direkt am Trocadéro Platz gibt es eine kleine Hütte mit wirklich köstlichen und vor allem auch bezahlbaren Crêpes.
Später machen wir uns gemütlich auf den Heimweg und wissen noch gar nicht, was uns noch für eine Abenteuer bevorsteht. Die Bushaltestelle von der wir abfahren sollten ist eine Baustelle und die Ersatzhaltestelle ist weit und breit nicht in Sicht. So kommt es, dass wir auf der Avenue de New York eine Ewigkeit verbringen die Haltestelle zu finden. Nach mehreren Auskünften eines Busfahrers, eines Pariser Einwohners, von Touristen und zwei Souvenirverkäufern werden wir dann endlich fündig. Der Bus sollte auch in ein paar Minuten kommen, also alles gut - dachten wir. Denn der Bus kommt und kommt und kommt einfach nicht. Aber wir beweisen Ausdauer und werden nach 45 Minuten belohnt, als endlich der Bus um die Ecke biegt und uns zum Shuttlebus des Campingplatzes bringt.
Aber auch hier läuft es heute irgendwie nicht wie am Schnürchen. Wir können die Haltestelle einfach nicht finden und laufen einen großen Umbogen. Zwischendurch sind wir uns auch noch nicht einmal sicher, ob wir hier auch wirklich richtig sind. Aber Jessy entdeckt den Shuttlebus von Weitem und wir fangen an zu rennen. Allerdings ist Jessy auf Grund einer Fußverletzung mit Krücken unterwegs, so dass sie von Kay im Huckepack und im Rennschritt zum Bus geschleppt wird - was für eine Aufregung. Aber genau das sind die Momente die uns wahrscheinlich für immer an Paris erinnern werden.
Geschafft aber sehr glücklich kommen wir am Campingplatz an. Maja hat noch zu Hause leckere Krautnudeln vorbereitet uns es schmeckt einfach hervorragend. Gemeinsam leeren wir noch eine Flasche Mümmelmann und gegen 3.00 Uhr fallen wir alle erschöpft aber happy ins Bett. Was für ein schöner Tag mit unseren Liebsten. Vielen Dank, dass ihr solch ein weiten Weg auf euch genommen habt um uns zu besuchen!


Tag 151 & 152 - Louvre, Sacré Coeur & Arc de Triomphe
7. - 8. Oktober 208
Für nur ein Wochenende diesen weiten Weg von über 1000 Kilometern auf sich zu nehmen ist schon der Wahnsinn. Denn Tatsache heißt es heute schon wieder Abschied nehmen von der Familie. Nach einem späten Frühstück müssen wir auch schon auf Wiedersehen sagen. Die Zeit war wirklich viel zu kurz aber trotzdessen wunderschön. Passend dazu ist das Wetter auch grau, trüb und regnerisch - also beschließen wir für heute einen Ruhetag einzulegen.
Am nächsten Tag geht es dann wieder mit dem Fahrrad in die Stadt. Nach einem Zwischenstopp am Eiffelturm bei goldenem Morgenlicht radeln wir entlang der Seine zur Brücke Pont Alexander III, welche einen herrlichen Blick auf den Eiffelturm freigibt. Hier entdecken wir aber auch viele auffällige Persönlichkeiten. Taschendiebstahl ist ja in fast jeder großen Metropole ein Thema und so wahrscheinlich auch hier. Wir lassen uns aber nicht beirren und radeln weiter zum Louvre. Aber auch hier werden wir Augenzeugen von versuchtem Diebstahl. Frauenbanden drängen sich in eine japanische Reisegruppe unter dem Vorwand, dass sie für irgendetwas Unterschriften sammeln. Und schon sind die Hände an den Taschen dran. In Paris sollte man also immer Augen und Ohren offen halten.
Wir verbringen einige Zeit am Louvre um ein paar Fotoaufnahmen zu machen und genießen anschließend eine Frühstückspause im Park Jardin des Tuileries bei strahlendem Sonnenschein. Der Spätherbst in Paris ist wirklich herrlich. Es blühen immer noch viele Blumen, die Grünanlagen sind sehr gepflegt und es gibt kostenlose Liegestühle, toll.
Gestärkt nach dem Frühstück radeln wir dann bergauf zum Sacré Cœur de Montmartre. Ein schöner Blick über die Stadt offenbart sich uns bei wundervoller Livemusik von zwei Straßenmusikern. Genau das sind die wundervollen Momente unseres Abenteuers, die unsere Reise ausmachen. Hier gönnen wir uns einen Crêpe mit Aprikosenmarmelade - mmmhhh! Nach dem anstrengenden Anstieg werden wir nun mit der Abfahrt zur Galerie Lafayette belohnt. Hier gibt es eine Dachterrasse in der 7ten Etage - aber ansonsten kann man sich hier nur spärlich was leisten. Bei den asiatischen Touristen sieht das allerdings anders aus. Das Portemonnaie sitzt locker und es steht eine lange Schlange vor dem Louis Vuitton Shop. Unglaublich!
Am späten Nachmittag erklimmen wir die 284 Stufen des Arc de Triomphe und bekommen zum Abschied nochmal einen beeindruckenden 360 Grad Blick über Paris. Eine tolle Stadt mit viel Charme, dem typischen französischem Flair und viel Lebensfreude. Merci Paris & à bientôt!


Tag 153 & 154 - Le Mont-Saint-Michel, Bretagne
9. - 10. Oktober 2018
Nach den aufregenden Tagen in Paris zieht es uns nun wieder an die Küste. Wir haben schon viel über die Bretagne gehört und so freuen wir uns auf eine angenehme Fahrt in Richtung Westen bei herrlichem Sonnenschein.
In den kommenden Tagen werden wir viel Freistehen und so haben wir uns gut darauf vorbereitet. Frischwasser aufgefüllt, Grauwasser geleert, alle Akkus und Powerbanks geladen und frische Lebensmittel eingekauft. Bereits in der Normandie war das Freistehen sehr einfach und meist an traumhaft schönen Orten möglich.
Unser erster Halt ist die kleine Gemeinde Le Mont-Saint-Michel mit der gleichnamigen Felseninsel. Jedes Jahr pilgern über 2,3 Millionen Touristen in die kleine Gemeinde, welche selbst nur 33 Einwohner hat. Die Insel liegt etwa einen Kilometer vom Festland entfernt und kann via Brücke ganzjährig erreicht werden. Wir stellen unser Wohnmobil an einer Calvados Brennerei ab und frühstücken erst einmal ausgiebig. Danach wollen auch wir endlich selbst einmal einen Calvados probieren und statten der Brennerei einen kurzen Besuch ab. Unseren Geschmack trifft der Calvados nicht und so kaufen wir nur zwei Flaschen Cidre. Doch der Geschmack des Cidres auch so eine Sache für sich.
Mit den Rädern radeln wir dann zur Felseninsel, welche schon von Weitem extrem imposant ausschaut. Auf der Suche nach dem perfekten Bild wandern wir durch das Watt und stecken schon bald knöcheltief im Matsch. Die Gezeiten hier sind die weltweit zweitstärksten und so kommt es, dass sich das Meer bis zu 15 Kilometer bei Ebbe zurückzieht. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.
Auf der Felseninsel angekommen spüren wir schnell, wie sehr der Tourismus die kleine Gemeinde in seinen Bann gezogen hat. Unzählige Souvenirläden bieten ihre zum Teil einfachen und nicht originellen Souvenirs an. Ein Abendessen zu Zweit in einem Restaurant kann gut und gern schnell über 100 Euro kosten. Aber es ist die Magie und die monumentale Wucht, welche die Felseninsel wirklich besonders macht. Viele kleine Gassen führen um die Mont-Saint-Michel Abtei, welche noch bis 1960 von Benediktiner Mönchen bewohnt war. Wir radeln langsam zurück und bestaunen noch wie die Flut am Abend die Festung zur Insel werden lässt. Wahnsinn welche Kraft die Natur doch hat.





Tag 155 bis 158 - Jakobsmuscheln, Garnelen & viel Genuss
11. - 14. Oktober 2018
Piiiiiiep, Piiiiiiiiiep, Piiiiiiiiiiiiep… das Geräusch eines Weckers haben wir schon langer nicht mehr gehört und ehrlich gesagt auch nicht vermisst. Es ist 6.00 Uhr Morgens und wir wollen den Sonnenaufgang und Gezeitenhöhepunkt am Mont-Saint-Michel beobachten. Schläfrig aber hoch motiviert schwingen wir uns aufs Rad. Die frische Morgenbrise lässt uns ganz schnell wach werden und so erleben wir ein buntes Farbenspiel am Morgen. Die Wolken färben sich rosarot und ein paar Minuten später ist das Spektakel auch schon vorüber, als die Sonne hinter den Wolken verschwindet.
Entlang der bretonischen Küste fahren wir heute durch viele kleine Küstenorte gen Westen. In St-Benoît-des-Ondes sehen wir aus der Ferne viele Wohnmobile auf einem Fleck stehen. Was ist denn da los? Schnell fahren wir rechts ran und sehen das Fischgeschäft „La Perle des Grèves“. Hier decken sich viele Franzosen mit den besten Leckereien ein. Es werden kistenweise Austern gekauft, Hummer, Krevetten, Muscheln, Fisch - alles ist so frisch und sieht so wunderbar aus. Wir kaufen Krevetten und hätten uns gern noch Jakobsmuscheln gegönnt, aber leider sind wir dafür noch zu früh, da es diese erst am Nachmittag gibt. Aber macht nichts, denn wir haben im Internet gelesen, dass man sich selbst auf die Suche nach dieser Delikatesse begeben kann.
Und so führt uns unser Weg weiter bis zum „Plage des Rosaires“. Die Gezeitenfischerei zu Fuß „Pêche à Pied“ ist in der Bretagne ein wahrer Volkssport. Pünktlich zu Beginn der Ebbe, laufen unzählige Einheimische und Touristen los und suchen sich ihr Abendessen. Beachten sollte man nur die Mindestgrößen und die maximale Fangmenge pro Tag und Person. Nun hat auch uns das Sammelfieber gepackt und wir ziehen los. Das Meer zieht sich immer weiter zurück und wir waten mit gesenktem Kopf durch das flache Wasser. Uns begegnet ein Franzose, welcher am gestrigen Tag über 50 Jakobsmuscheln gefunden hat. Leider sieht es heute etwas mau aus. Wir sind zwar nicht geübt, aber ausdauernd! Nach 2 Stunden freuen wir uns über 3 Jacobsmuscheln. Wir sind immer noch restlos begeistert, dass man diese Delikatesse hier einfach so am Strand finden kann. Am Abend nehmen wir die Muscheln mit Hilfe einer Anleitung aus dem Internet aus, da wir ja noch blutige Anfänger sind. Es läuft aber wirklich prima! Die Muscheln beweisen wahnsinnig viel Kraft, wehren sich ordentlich, aber letztlich gewinnen wir. Anschließend pulen wir noch die Krevetten und ab gehts mit etwas Olivenöl, Knoblauch und Limettenabrieb in die Pfanne. Einfach nur köstlich!
Oberhalb des Strandes „La Palus“ suchen wir uns am Nachmittag einen Freistehplatz mit einer tollen Sicht über die Bucht. Von hier oben sehen wir nochmal deutlich wie stark sich das Meer bei Ebbe zurück zieht - ein toller Ausblick! Doch leider fängt es in der Nacht extrem an zu stürmen, so dass an Schlaf wirklich nicht zu denken ist. Aus unseren bisherigen Erfahrungen wissen wir, dass sich das Abwarten kaum lohnen wird und so fahren wir mitten in der Nacht um 03.00 Uhr zu einem anderen Stellplatz. Hier haben sich bereits einige Camper versammelt.
Am nächsten Morgen schwärmen wir immer noch von unserem Abendessen. Nach dem Frühstück fahren wir in den Ort „Sain-Quay-Portrieux“. Am Vortag hat uns ein Franzose einen Geheimtip verraten, wo wir den frischesten Fisch der Region bekommen können. Das unscheinbare Hafengeschäft „Saint-Cast Marée“ macht schon von Weitem, aufgrund der langen Schlange an Einkäufern, auf sich aufmerksam. Hier gibt es alles was das Herz begehrt, ein Besuch lohnt sich (Koordinaten: 48.648749 | -2.822999).
Nach unserem kleinen Erfolg und auf Grund des schönen Wetters entscheiden wir uns für einen erneuten Strandgang. Heute geht es zum „Plage des Godelines“. Erst vor kurzem wurden hier unzählige Jakobsmuscheln gefunden. Mit Badehose, dicker Jacke und Mütze geht es zum Strand, ein Bild für die Götter. Nach 2 Stunden müssen wir uns dann aber geschlagen geben. Heute hatten wir kein Glück. Aber wir hatten vorgesorgt und bereits am Morgen ein leckeres Abendessen eingekauft.
Die Küstenstraßen führen uns am nächsten Tag zur rosa Granitküste der Bretagne. Felsformationen aus uraltem Granit-Gestein verwandeln die Küste in eine unwirkliche Landschaft voller Gebilde, die aus einer anderen Welt zu sein scheinen. Die gewaltigsten findet man im Landschaftspark von Ploumanac'h und bei Trégastel. Am Nachmittag begeben wir uns nach Tagen in der Natur mal wieder auf einen Campingplatz. Schnell läuft die erste Waschmaschine und wir gönnen uns eine ausgiebige Dusche. Langsam zieht sich das Meer zurück und die Ebbe setzt ein. Von allen Seiten kommen Menschen mit Eimern und Harken in Richtung Strand gestürmt, was ist denn hier los fragen wir uns? Hier sammelt man keine Jakobsmuscheln hier sind es die Herzmuscheln, welche einfach am Strand ausbuddelt werden können. Auch wir haben uns ein paar Muscheln gesammelt und zubereitet. Wir machen es kurz, es ist nicht unser Geschmack. Die darauffolgende Nacht wird unruhig und windig. Ein starkes Regentief hat sich angekündigt und so verbringen wir den heutigen Tag gemütlich im Wohnmobil. Am Nachtmittag wollen wir die kleine Stadt Keramezou erkunden und hoffen noch auf etwas Sonnenschein. In den kommenden Tagen werden wir langsam gen Süden der Sonne hinterher fahren.



Tag 159 bis 161 - Warum Einfach, wenn es auch kompliziert geht?
15. - 17. Oktober 2018
Wer denkt, dass auf solch einer langen Reise immer alles wie am Schnürchen läuft, der täuscht sich. Ja auch wir haben ab und zu mit den kuriosesten Dingen zu kämpfen. Aber lasst uns die Details Stück für Stück erzählen.
Nachdem wir unser Lager im Norden der Bretagne verlassen haben, fuhren wir entspannt in Richtung Vannes im Südwesten der Bretagne. Während unserer Reise haben wir bereits knapp 20.000 Kilometer quer durch Europa zurückgelegt. Natürlich darf da die Pflege des Wohnmobils nicht zu kurz kommen und so schauen wir regelmäßig nach dem Ölstand, prüfen die Reifen und legen ab und zu auch einen Putztag ein. Leider scheinen die Dinge in Frankreich allerdings nicht so einfach zu sein. Warum auch wir manchmal die Nase voll haben, könnt ihr den folgenden Zeilen entnehmen.
Leider gibt es unser Motorenöl hier in Frankreich nicht zu kaufen. Und leider ist es heute nicht mehr mit dem bekannten 5W-30 getan, nein es gibt weitere Spezifikationen welche beachtet werden müssen. Die Fiat Händler in Frankreich sind überfordert, haben nur minderwertiges Öl und heben ratlos die Schultern. Im Fachhandel will man uns das falsche Öl verkaufen und hat so rein gar keine Ahnung. Jetzt versuchen wir das Öl nach Frankreich zu versenden, haben den Hersteller sowie den Zoll angeschrieben und warten bis Heute auf Antworten.
Unsere Reifen haben nun schon 35.000 KM auf der Uhr und sollten in den kommenden Wochen ersetzt werden. Gern wollen wir uns Allwetterreifen kaufen um etwas flexibler zu sein. Im Fachhandel will man uns allerdings Sommerreifen verkaufen, von Allwetterreifen hat man hier scheinbar noch nie etwas gehört. Spricht man den Verkäufer darauf an, erzählt er uns das man die Sommerreifen das ganze Jahr fahren kann. Ok denken wir, brechen zunächst ab und wollen unser Womo noch schnell von außen putzen. Wir fahren eine SB-Waschanlage an und wundern uns über die vielen Glasscherben in der Zufahrt. Anne springt heraus und spricht den Betreiber darauf an, dieser erwidert allerdings ganz entspannt das Glas den Reifen nichts anhaben kann. Klar wir fahren gern über Glas und ER sitzt ja auch nicht hinterm Steuer wenn wir über die Autobahn düsen. Echt jetzt, ist das wirklich sein ernst? Muss es denn immer so schwer sein?
Sehr speziell sind auch die Öffnungszeiten der Geschäfte, Autohäuser, Werkstätten und Discounter. So machen fast alle von 12.00 Uhr bis 14.00 Uhr zu. So kann es schnell mal dazu kommen, dass man in einem Supermarkt steht und das Licht ausgeht. Man sollte ebenso vermeiden anzunehmen, dass auch nur ein Franzose Englisch spricht. Gut, vielleicht ist das etwas überspitzt aber unsere Erfahrungen dahingehend sind schon sehr bemerkenswert.
Die Netzabdeckung in Frankreich ist eher schlecht und so haben wir uns entschieden eine externe Antenne für unseren mobilen Router zu kaufen. Ihr glaubt gar nicht wie viele Geschäfte wir hier bereits angefahren haben und stets enttäuscht wurden. Ein Hoch auf Saturn und Mediamarkt, ein Hoch auf die, die eine Adresse haben und sich alles nach Hause schicken lassen können.
Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und wir fahren mal wieder einen Campingplatz an. Nach einer längeren Fahrt sind wir froh anzukommen und das erste was wir entdecken ist ein abgebrannter Wohnwagen und Elektrosäulen, welche gefühlt 50 Jahre alt sind...hier bleiben wir nicht...also geht auch hier die Suche weiter. Am Ende finden wir einen sehr schönen Freistehplatz und genießen den Abend bei einem Glas Mümmelmann Kräuterlikör. Viel haben wir nicht erreicht, es könnte ja auch mal einfach gehen. Aber so ist es eben nun mal und wir werden wie immer eine Lösung für jede Herausforderung finden. Wir lieben es on Tour zu sein, aber wer glaubt bei 365 Tagen gibt es nicht auch mal einen Tag Gewitter, der sei nun eines Besseren belehrt. :-)


Tag 162 - Bordeaux, die sexyste Stadt Frankreichs?
18. Oktober 2018
Neuer Tag, neues Glück und auf nach Bordeaux. Heute erlauben wir uns das erste mal auch Mautstraßen zu nutzen uns so fahren wir schon nach 1,5 Stunden in Bordeaux ein. Der Spaß hat uns dann auch gleich 25 Euro für 150 Kilometer Autobahn gekostet und wir werden in Zukunft wieder die netten Fernstraßen nutzen.
Die Sonne brennt und auf den ersten Blick macht Bordeaux im grellen Mittagslicht eher einen schlichten Eindruck. Wir fahren zunächst unseren Campingplatz an, gönnen uns ein kleines Mittagessen und steigen dann auf die Räder. Die Radwege sind hier wirklich hervorragend ausgebaut und schon bald kommen wir am Ufer der Garonne an. Der Fluss schlängelt sich romantisch durch die Stadt und die nette Uferpromenade versprüht ihren ganz eigenen Charme. Das Publikum ist extrem bunt, ob Punks, Geschäftsleute, Business Studenten oder Touristen, alle genießen den herrlichen Herbst am Fluss. Durch das alte Stadttour "Porte Cailhau" betreten auch wie die laut mancher Medien sexyste Stadt Frankreichs. Und ja wir können zustimmen, Bordeaux hat etwas, an das man sich gern zurückerinnert. Viele kleine Geschäfte reihen sich entlang der historischen Gassen. Die Restaurants sind gefüllt und die untergehende Sonne komplettiert die stimmungsvolle Atmosphäre.
Wir bummeln durch die Straßen und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages. Aktuell sind es immer noch 20 Grad und die Restaurants beginnen langsam sich zu füllen. Was es in Deutschland schon lange nicht mehr gibt, scheint in Frankreich noch möglich zu sein. Viele kleine geschmackvolle Geschäfte reihen sich aneinander und sie können überleben. Dies haben wir nicht nur in Bordeaux festgestellt, auch in La Rochelle gibt es unzählige kleine Modegeschäfte, welche fern ab der Masse ihre Mode erfolgreich präsentieren. Auch der Bäcker und Fleischer haben hier noch einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Manchmal würden wir uns in diesem Punkt etwas mehr Frankreich für Deutschland wünschen. Auch die Qualität der Lebensmittel ist hier weitaus besser. Natürlich zahlt man auch etwas mehr für das eine oder andere Produkt, aber man tut es gern wenn am Ende die Qualität überzeugt.
Besonders in Erinnerung geblieben sind uns die Gerüche aus Bordeaux. In den alternativen Vierteln unweit des Zentrums riecht es überall nach Räucherstäbchen, an der Garonne vernehmen wir den Geruch von Erdnussflips :-), in den niedlichen Gassen riecht es nach blumigen Frauenparfüm, am Skaterpark kommt uns der Geruch von alten Fisch in die Nase und auf dem Rückweg zum Campingplatz duftet es nach Sonnencreme. Bordeaux ist wirklich sexy und eine Stadt, welche durch ihr junges und gemischtes Publikum einen ganz eigenen Lebensstil in Frankreich verkörpert.



Tag 163 & 164 - große Gewächse im Saint Émilion
19. - 20. Oktober 2018
Von der Stadt geht es heute raus aufs Land in das Herz der Weinregion von Bordeaux. Denkt man an Frankreich und seine Weine, so denkt man sofort an diese Region. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Erwartungen in Bezug auf die hier angebotenen Weine recht hoch sind. Verglichen mit anderen Weinregionen kommt dieses Gebiet aber eher schlicht daher. Eine flache Landschaft in der die teuersten Weine der Welt zum Teil per Maschine gelesen werden und nicht wie man es vielleicht erwarten könnte, per Hand. Hier kann man gut und gerne tausende von Euro für nur eine Flasche Wein ausgeben. Und die Geldbörse der Touristen scheint locker zu sitzen.
Kurz nach dem Frühstück wird hier schon das eine oder andere Schlückchen probiert und die Gassen des Dorfes Saint-Emilion füllen sich allmählich. Ein Weingeschäft reiht sich ans nächste und die Restaurants sind gut besucht. Hier kann das französische Lebensgefühl in kürzester Zeit förmlich eingeatmet werden. Gerade die asiatischen Touristen scheinen sich hier einen Traum zu erfüllen und decken sich mit den besten Tropfen ein.
Weiter im Land reihen sich die Châteaus aneinander, unter ihnen auch Petrus und Cheval Blanc die unverschämte Preise verlangen und auch können. Das Bordelais ist die Kernregion des europäischen Weinbaus, einst von den Engländern kultiviert und von den Amerikanern zu Weltrum gebracht.Gleichzeitig gibt es aber auch kaum eine Weinregion, die so umstritten ist wie das Bordelais. Oft setzt man bei der Schädlingsbekämpfung immer noch auf die chemische Keule und in kaum einem anderen Weinanbaugebiet zahlt man den Winzern so wenig für ihren Fasswein. Die Preise sind aber selbst für die einst noch bezahlbaren Châteaus derart gestiegen, so dass es sich kaum ein Normalbürger einen Grand Cru Classé A noch leisten kann. Im kleinen Örtchen Saint-Emilion wird allein für das günstigste Glas 0,1l Roséweine 4 Euro verlangt, nein Danke.
Daneben gibt es aber auch noch Winzer die im Kleinen auf Bio-Basis produzieren. Und genau auf so einen Winzer sind wird getroffen. In Mitten der Weinreben auf dem Chateau Arnaud de Jacquemeau wird noch traditionell produziert. Als wir kurz vor 17.00 Uhr eintreffen werden wir auch gleich vom Hausherren in Empfang genommen... die Führung geht gleich los und wir sollen uns beeilen. Hier wird mittlerweile in der fünften Generation Wein angebaut. Monsieur Dupey, wir schätzen Ihn auf 85 Jahre, erzählt mit einer blühenden Leidenschaft vom Leben, vom Weinanbau, der korrekten Degustation und der Geschichte des Châteaus.
Direkt vor seinem Haus hat er eine Stellfläche für Wohnmobile frei gemacht, so dass wir mit noch 4 anderen Campern die Schönheit der Natur und der Umgebung in vollen Zügen genießen können. Gegen Abend schlägt bei uns mal wieder der kulinarisch tropfende Zahn zu und so pulen wir eine Stunde lang, ein Kilogramm Garnelen...dauert, ist aber suuuper lecker.
Am nächsten Tag radeln wir einfach querbeet durch die Landschaft und statten dem ein oder anderen Château einen Besuch ab. Auch wenn die Weinregion mit Sicherheit nicht so spektakulär ist wie anderen Regionen der Welt, so ist es doch was für die Seele. Den Nachmittag genießen wir bei einem Glas Wein in der Sonne und werden noch oft an diesen schönen Ort inmitten der Weinreben zurückdenken.



Tag 165 bis 167 - Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
21. - 23. Oktober 20
Unsere Reise bringt uns durch Städte, Dörfer und auch auf die ein oder andere Matschpiste. Entsprechend sieht unsere „Sardinenbüchse“ dann auch manchmal aus. Also beschließen wir unserem Womo heute mal einen Wellnesskur zu gönnen und fahren die nächste Autowäsche an. Eine Waschstation zu finden wo auch unser treuer Gefährte darunter passt ist manchmal aber gar nicht so einfach, wegen der tollen Höhenbegrenzungen, aber heut ist uns das Glück hold. Hier uns da wird gewienert und poliert und nach einer Stunde harter Arbeit glänzt unser bestes Stück wieder wie neu. Mit der Zeit sind wir immer besser und schneller geworden und so setzen wir unsere Reise zum nächsten Weingut fort.
In der Bordeaux-Region gibt es sehr viele Winzer die einen Teil ihres Grundstücks für Wohnmobilisten zur Verfügung stellen. Als wir aber an der „Domain de la Grave“ ankommen ist weit und breit niemand zu sehen - von anderen Wohnmobilisten ganz zu schweigen. So stehen wir also ein bisschen verloren da und wissen nicht so recht wo die Reise nun hingehen soll. Uns einfach so auf das Grundstück fremder Leute zu stellen trauen wir uns dann doch nicht so recht. Wir überlegen also hin und her und schauen uns nach neuen Stellplatzmöglichkeiten im Netz um, als plötzlich die Besitzerin um die Ecke kommt. Was für ein Glück - es sei gar kein Problem, wir können uns gern auf ihre Wiese stellen. Nochmal Glück gehabt, denn es ist echt richtig schön hier. So setzen wir uns nur wenig später in die pralle Sonne und genießen die warmen 24 Grad auf unserer Haut. Ein toller und entspannter Tag in mitten der Weinreben neigt sich dem Ende entgegen und wir sind recht tiefenentspannt.
Am nächsten Tag steht uns der Sinn nach einer frischen Meeresbrise. Der Atlantik ist nicht mehr weit und nach einer Stunde Fahrt sind wir auch schon am Campingplatz „Airotel L‘Océan“ angekommen. Mittlerweile ist die Hauptsaison ja schon vorüber und einen Campingplatz zu finden der noch offen ist, ist gar nicht so leicht. In wenigen Tagen wird sicher auch dieser Campingplatz in seine Winterpause gehen und wir wollen bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein die Atlantikküste nochmal in vollen Zügen genießen. Und es ist perfekt - wir bekommen einen herrlichen Stellplatz unter Pinienbäumen und das Meer ist nicht weit. Gleich nach der Ankunft machen wir uns auf den Weg zum Atlantik, wow was für Wellen. So sitzen wir da, beobachten die vielen Surfer und genießen den Augenblick.
Am Nachmittag folgt dann allerdings das Highlight auf das wir uns schon die ganze Zeit freuen. Denn der Campingplatz hat einen Aquapark. So rutschen wir wie die Verrückten die Outdoor-Wildwasserbahn herunter und lassen uns im Wellenbad treiben. Es macht sooo viel Spaß und nach 2 Stunden sind wir fix und foxi. Eigentlich wollten wir nur eine Nacht hier bleiben, es ist aber so schön, dass wir auf jeden Fall verlängern werden und morgen die Umgebung noch erkunden wollen.
Auch der Zweite Tag an diesem besonderen Ort war wunderschön. Nach einem leckeren Frühstück ging es auf die Räder zu einer größeren Radtour durch die Pinienwälder. Die Saison ist hier wirklich vorbei und man merkt, dass wir schon Ende Oktober haben, mein Gott wie schnell die Zeit doch vergeht. Am Abend planschen wir wieder im Aquapark und würden diesen am liebsten einpacken. Morgen werden wir uns weiter in Richtung Süden voranarbeiten.

Tag 168 bis 170 - Morgennebel und endlich neue Reifen
24. - 26. Oktober 2018
Die letzten drei Tage waren wir damit beschäftigt neue Allwetterreifen für unser Zuhause auf Zeit zu besorgen. So einfach wie gedacht war dies allerdings nicht. Unsere aktuellen Sommerreifen haben ihre beste Zeit langsam hinter sich und wir wollen dahingehend kein Risiko eingehen.
Wir fahren also verschiedene Händler an und stellen schnell fest, dass unsere Wunschreifen nur via Bestellung beschafft werden können. Natürlich versucht man auch mit uns Geld zu verdienen und daher suchen wir eine ganze Weile, bis wir ein faires Angebot und eine vertrauenswürdige Werkstatt gefunden haben. Die Preisdifferenzen lagen bei bis zu 30% für das gleiche Model und die gleiche Arbeitsleistung. Am Ende hat alles wunderbar geklappt und nun fahren wir auf Michelin Allwetterreifen durch die Lande. Wer in der Nähe der Düne von Pilat einen guten Ansprechpartner für Reifen sucht wird bei Euromaster in La Teste-de-Buche fündig.
Nach traumhaft sonnigen Herbsttagen am Atlantik schlägt nun auch hier das Wetter langsam um. In den nächsten Tagen wird es 10 Grad kälter und in der Nacht nur noch 3 Grad...puh... Am Morgen gibt es oft Bodennebel und die Landschaften sehen richtig mystisch aus. Wir haben uns weiter in Richtung Süden vorgearbeitet und haben nach 2 Tagen Freistehen einen schönen Campingplatz mit Sauna und Hallenbad für wirklich kleines Geld gefunden. Gerade in der Nebensaison ist die ACSI Card einfach ein Volltreffer. Bei fast jeden Platz sparen wir bis zu 50% der normalen Kosten, klasse.

Tag 171 & 172 - Einsame Tage am Meer und in der Sauna
27. - 28. Oktober 2018
Ach ist das aber frisch geworden hier! Es hat uns mittlerweile schon kurz vor die spanische Grenze getrieben und das Wetter zeigt sich eher von seiner herbstlichen Seite. Jetzt in der Nachsaison schließen unglaublich viele Campingplätze ihre Pforten und es wird schwer noch einen Platz zu finden der noch geöffnet ist. In Moliets-et-Mâa konnten wir aber noch ein Platz ausfindig machen, der noch bis zum 04. November geöffnet ist, bevor es auch hier in die Winterpause geht. Alle Geschäfte ringhersrum sind auch schon zu und der Ort kommt ein wenig trostlos und einsam daher. Im Sommer steppt hier aber bestimmt mächtig der Bär.
Wir unternehmen Strandspaziergänge und lassen die Tage langsam und entspannt angehen. Ganz besonders schön ist, dass der Campingplatz ein Hallenbad mit Whirlpool und Sauna hat. Da kann das Wetter gerne machen was es will. Uns soll es egal sein. Schade das man hier im Norden immer weniger Leute trifft. Aber bald geht es ja in den Süden von Spanien, welcher ja für seine milden Winter bekannt und beliebt ist.
Da es nur noch 100 Kilometer bis zur spanischen Grenze sind, nutzen wir natürlich auch die Zeit um uns einen Reiseplan für die nächsten Tage auszuarbeiten. Hierfür nutzen wir ganz gern die Vorschläge der einschlägigen Reiseunternehmen. So treiben wir uns auf den verschiedenen Websiten umher, bis endlich der Plan für die kommenden Tage feststeht. Nun können wir nur noch hoffen, dass uns das Wetter keinen Streich spielt. Wir lesen etwas von einer niedrigen Schneefallgrenze und Temperaturen knapp über Null. So etwas lässt sich eben nicht planen und die Spontanität wird bestimmt mal wieder zuschlagen. Bald heißt es also Abschied nehmen von Frankreich - Normandie, Bretagne, Paris, Bordeaux...es war uns ein Fest!


Tag 173 - Hagel und ein Kölscher Abend in Spanien
29. Oktober 2018
Spanien wir kommen - vor ungefähr 6 Monaten ist unsere Tour durch Europe gestartet und nun steht Land Nummer 17 auf dem Plan. Wahnsinn, wenn man sich das mal durch den Kopf gehen lässt. Wie doch die Zeit vergeht...
Die Grenzüberquerung ist kaum merklich. Wenn nicht das Schild Espana da stehen würde, würden wir es gar nicht merken, dass wir schon im nächsten Land sind. Aber doch...aus dem flachen Küstengebiet in Frankreich wird auf einmal eine bergige Landschaft und je weiter wir fahren umso „bayrischer“ wird die Umgebung. Ja selbst die Häuser erinnern uns eher an Süddeutschland.
Schon relativ kurz hinter Grenze halten wir in Donostia San Sebastian. Ein schnöder Stadtparkplatz vollgepackt mit Campern wird unser heutiger Übernachtungsplatz sein. Gerade zu dieser Zeit machen sich viele Deutsche mit ihren Wohnmobilen auf nach Spanien um dem kalten Winter in Deutschland zu entfliehen um im Süden zu überwintern. Und so dauert es nicht lang bis wir mit unseren lieben Nachbarn Sibille & Winfried ins Gespräch kommen. Die beiden gehören zur Kategorie „Silberpudel“ wie sie selbst sagen und sind die Spanientour schon einige male gefahren. Wir verabreden uns für den Abend um uns ein wenig auszutauschen, brechen aber erstmal zur Stadterkundung auf.
Zu Fuß gehen wir also am frühen Nachmittag in Richtung Innenstadt los. Aber überall ist tote Hose, denn es wird gerade ist die berühmt berüchtigte Siesta bis 16.30 Uhr abgehalten. So schlendern wir entlang der Uferpromenade bis zur Altstadt, bummeln durch die Gassen und Sören geht zum Friseur. Da wir letztens bemerkt haben, dass es sich auf einer anderen Sprache relativ schlecht erklären lässt, wie man den Haarschnitt möchte, haben wir beim letzten Friseurbesuch einfach ein Foto gemacht und halten es dem Friseur einfach unter die Nase...klappt ganz gut, obwohl es diesmal recht kurz geraten ist. Sören ist nicht wirklich begeistert aber für 12 Euro kann man nicht meckern.
Wieder am Wohnmobil zurück laden uns Sibille und Winfried in ihr Wohnmobil ein. Aus einem kurzen Schnack werden ein paar lustige Stunden und um Mitternacht fallen wir dann todmüde, aber mit vielen neuen Insidertipps ins Bett.
Ach und fast hätte ich es vergessen. Ist Spanien nicht das Land der Sonne? Heute hat es gehagelt...irgendwas stimmt hier nicht.



Tag 174 & 175 - Pinchos in Bilbao
30. - 31. Oktober 2018
Hoch über dem Tal mit einer grandiosen Aussicht beziehen wir heute den Stellplatz in Bilbao. Was für einen Panorama - die ganze Stadt im Blick! So dauert es auch gar nicht lang bis wir unsere Rucksäcke gepackt haben und Richtung Bushaltestelle unterwegs sind. Nach 30 Minuten Fahrt sind wir im Zentrum angekommen, schlendern durch die Altstadtgassen und gelangen schließlich an die Markthalle.
Spanien hat eine unglaublich vielfältige und geschmacksintensive Küche und schon nach ein paar Minuten halten wir ein paar Pinochs in den Händen. Typisch für Nordspanien werden die kleinen Tapas-Häppchen mit einem Spieß fixiert und treffen mit regionalen Produkten, wie zum Beispiel Ziegenkäse oder Iberico Schinken genau unseren Geschmack. Wir probieren so einige Pinchos und für jeweils 1,80 Euro ist das hier ein absoluter Geheimtipp. Auch die Paella macht einen köstlichen Eindruck. In den Markthallen herrscht eine tolle Stimmung, es gibt eine herrliche Auswahl an frischen und regionalen Produkten und so decken wir uns auch gleich mit frischem Gemüse ein.
Nach der kleinen Stärkung laufen wir noch kreuz und quer durch die Stadt und bestaunen die vielen aufgespannten Wäschespinnen, welche hoch an den Hauswänden der Häuser in den vielen schmalen Gassen der Altstadt zu finden sind. Unten in den kleinen Lokalen steppt auch um 14.00 Uhr schon der Bär und die Einheimischen lassen es sich bei einem Glas Wein gutgehen. Leider machen auch hier viele Geschäfte eine Siesta und somit bleibt es bei einem Schaufensterbummel.
Schon aus der Ferne sichten wir das silber-golden glänzende Guggenheim Museum von Bilbao. Architektonisch ein wirklich beeindruckendes und stilvolles Gebäude, welches auf jeden Fall ein Highlight der Stadt ist. Die vielen geraden und geschwungenen Linien sowie die Materialauswahl der Fassade passen einfach hervorragend zusammen. Vor dem Museum steht die überdimensionierte Spinne "Maman" der Künstlerin Louise Bourgeois. Das Werk ist eine Hommage an ihre Mutter, die in Paris als Restauratorin von Tapisserien arbeitete, und so, wie die Spinnen, immer wieder Gewebe erneuerte. Für Bourgeois war die Spinne ein Freund, beschützend und hilfreich. Durch den Bau des Guggenheim Museums kam es zu einer deutlichen Aufwertung der Stadt, welche seit 1980 rund 20 % seiner Einwohner, immerhin 80.000, verlor. Langsam zieht es wieder mehr und mehr Menschen in die Stadt und der sogenannte "Bilbao Effekt", welcher die Aufwertung einer Stadt durch spektakuläre Bauwerke bedeutet, zeigt seine Wirkung.
Auch wenn es seit Jahren einen Aufwärtstrend des Tourismus in Bilbao gibt, so lebt die Stadt mehr vom Handeln und Industrie. Leider muss man auch hier feststellen, dass kaum ein Spanier der englischen Sprache mächtig ist, schade eigentlich. Aber mit Händen uns Füßen kann man sich auch verständigen.
Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages und fahren mit dem Bus zurück zu unserem Stellplatz. Glücklicherweise haben wir einen perfekten Platz in der ersten Reihe erwischt, so dass wir am Abend das Lichtermeer der Stadt direkt durch unsere Windschutzscheibe genießen können.