


Tag 176 & 177 - Was steht denn da für ein Monster?
1. - 2. November 2018
In Nordspanien sind die Wohnmobilisten nun schon eher etwas rar gesät. Denn alle sind auf dem Weg ins Warme, in Richtung Süden und nicht wie wir in den Norden. Umso überraschter waren wir gestern, als wir in Pechón auf Thomas, Louise und Felix getroffen sind. Das Abenteurer Pärchen mit ihrem kleinen Sohn hat vor ca. 1 Monat ihre 2 jährige Reise in ihrem Expeditionsmobil begonnen. Klar, dass wir natürlich sofort ins Gespräch kommen und uns begeistert austauschen.
Am nächsten Morgen entscheiden wir spontan noch einen Tag länger zu bleiben und verabreden uns zu einer Küstenwanderung. Die Beiden haben wahnsinnig viel Zeit, Kraft, Liebe und natürlich auch Geld in ihr Vorhaben gesteckt und ihr Expeditionsmobil selbst ausgebaut. Einfach der Wahnsinn!!! Und genau das sind wieder einmal die Momente, die das Reisen so interessant und bereichernd machen. Denn es gibt so viele Geschichten, Menschen und Erlebnisse, die einem für immer im Gedächtnis bleiben werden.
Auf dem Plan der 3 Reisenden steht unter anderem Marokko, Russland, Kirgisistan und die Mongolei. Und entsprechend ist auch die Ausrüstung von „Willy“ dem Expeditionsfahrzeug, oder sollten wir eher Mondfahrzeug sagen?! Eine 800 Watt Solaranlage, eine Dieselheizung, ein Holzofen, 300 Liter Frischwasser sowie weitere Raffinessen sorgen für absolute Unabhängigkeit in der Wildnis. Allein schon die Reifen des Mobiles sind unglaublich - mit ca. 120cm Höhe und 150 Kilogramm Gewicht pro Stück. Dagegen wirkt unser Wohnmobil wie eine Spielzeugauto. Was für ein Abenteuer. Hinzukommt das die Drei wirklich sehr liebenswert sind und wir uns auf Anhieb bestens verstehen, ein toller Moment auf unserer Reise.
Tags darauf begeben wir uns auf einen Campingplatz. Nach Tagen des Freistehens muss mal wieder eine ausgiebige und heiße Dusche her, die Wasser Vorräte aufgefüllt, die Wäsche gewaschen und alle Geräte wieder mit Strom versorgt werden. Jetzt in der Nebensaison sind die offenen Campingplätze in Nordspanien an einer Hand abzuzählen und wir müssen nehmen was wir bekommen können. Der Platz ist leider nicht sehr gepflegt und besteht nur aus Rasenfläche, die nach dem Regen der letzten Nächte total unter Wasser steht. Nagt da müssen wir jetzt leider durch. Und so kochen wir wie die Weltmeister vor und machen unser Wohnmobil wieder ready für die nächsten Freistehtage im Gebirge.



Tag 178 & 179 - Wandern mit Ösis und Ossis
3. - 4. November 2018
Heute gehts in die Berge - nach Tagen an der spanischen Küste schraubt sich unser Wohnmobil nun die kleinen und zum Teil steilen Bergstraßen hinauf. Wir haben uns mit den 3 Ösis im Picos de Europa Gebirge verabredet. Ein wirklich einzigartiger Platz eingebettet in einem wundervollem Bergpanorama ist unser Ziel. Schon von weitem sehen wir das weiße Expeditionsmobil an einem Gipfel stehen. Doch die Straße die hinter dem letzten Ort ins Gebirge geht hat es in sich. Die Dornenbüsche und Bäume lassen die ohnehin schon enge Straße noch enger werden. Also hüpfen wir ein einige Male aus dem Womo, schneiden uns den Weg mit unserer Küchenschere zurecht und halten den einen oder anderen Ast von der Fahrbahn weg.
Nach eine unendlich lang wirkender Zeit haben wir es dann endlich geschafft und freuen uns die 3 Ösis wieder zu sehen. Hier oben in den Bergen ist es einfach atemberaubend schön und die nächste Wanderung lässt nicht lang auf sich warten. Thomas und Louise sind in der Bergen zu Hause und haben eine ordentliche Grundkondition - da müssen sich 2 Stadtkinder wie wir aber ganz schön anstrengen.
Wir laufen Freestyle nach oben, ohne Pfad oder Weg. Aber wo ein Thomas ist, ist immer ein Weg. Angekommen am Gipfel sind wir aber nicht allein. Denn über uns ziehen Gänsegeier ihre Kreise. Es ist ein beeindruckendes Schauspiel, wenn sie mit einem zischendem Geräusch des Flügelschlags in absoluter Stille an uns vorüber ziehen. Der Weg nach unten gestaltet sich dann etwas schwieriger und die kleinen Dornenbüsche hinterlassen ihre Spuren an unseren Beinen. Am Abend lassen wir den erlebnisreichend Tag bei einem gemeinsamen Abendessen im Expeditionsmobil ausklingen. Es wird eine sternenklare Nacht in absoluter Stille mit Blick auf die Milchstraße.
Am nächsten Morgen rufen die Berge erneut. Denn hoch oben zwischen den schneebedeckten Gipfeln liegen zwei Bergseen im Gebirge Picos de Europa, welche wir heute erkunden wollen. Heute steht mal wieder wandern mit Ösis und Ossis auf dem Program. Die Lagos de Covadonga liegen auf 1.135 Metern Höhe und bestehen aus 2 Gletscherseen in der Region Asturien. Mal wieder schnüren wir die Wanderschuhe und schon geht’s los. Allerdings wird das Wetter zunehmend schlechter, so dass wir uns auf dem Rückweg sputen müssen. Doch leider bahnt sich das Wasser aus den Bergen bereits seinen Weg über die Bergwiesen und wir müssen mitten hindurch. Der Schlamm läuft in Sörens Schuhe und die Waden sind bis obenhin mit Matsch voll gespritzt. So sieht also ein Abenteuer aus?! Wir haben auf unserer Website ja geschrieben, dass wir Abseits der Touristenpfade unterwegs sein wollen, sagt Thomas. Nun ja...recht hat er ;-)
Am Nachmittag trennen sich dann leider auch schon wieder unsere Wege und wir fahren in Richtung Küste. Wir erwarten ein Paket von der Familie, welches wir uns an einen Campingplatz im Norden senden lassen haben. Doch die Fahrt wird zu einem Abenteuer der Extraklasse. Um nicht nochmal mit unserem Wohnmobil durch das Gebirge zu fahren, entscheiden wir uns für eine Alternativroute des Navis. Hätten wir das doch bloß mal gelassen. Ehrlich - wir waren ein wenig verzweifelt. Die Straßen verliefen mitten durchs Nachbargebirge, es wurde dunkel, begann zu regnen und die Straßen waren nur noch einspurig. Die Kühe standen auf der Straße und der Wald wurde immer tiefer. Seelisch und moralisch hatten wir uns schon damit abgefunden irgendwo im nirgendwo zu stranden. Nach anderthalb Stunden hatten wir es dann endlich geschafft. Meine Güte, wir waren heilfroh als wir endlich wieder auf eine normale Straße abbiegen konnten. Der Platz an dem wir ankamen war so dunkel und einsam das wir uns ein wenig fürchteten. Am nächsten Tag bei Tageslicht sah er aber ganz nett aus. Auch nach 6 Monaten Reise haben wir wieder einmal was dazugelernt. Überlege dir 2 Mal ob du eine Alternativroute nehmen möchtest und komme lieber bei Tageslicht an!

Tag 180 bis 182 - Post aus Deutschland & vieeeeel Regen
5. - 7. November 2018
Nach über 6 Monaten erhalten wir heute das erste Mal ein Paket aus der Heimat. Die deutschen Betreiber des Campingplatzes Los Cantiles hatten sich bereit erklärt das Paket für uns anzunehmen. Gleichzeitig öffneten Sie Ihren bereits geschlossenen Campingplatz eine Nacht für uns. Eine super schöne Anlage direkt auf den Klippen in Luarca. Das Tagesbild zeigt den Ausblick aus dem Wohnmobil, einfach toll. Vielen Dank an die Betreiberin Cornelia.
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Ganz aufgeregt und neugierig öffnen wir das Paket und freuen uns sehr über die lieben Worte, kleinen Überraschungen und Leckereien. Wie kleine Kinder freuen uns wir und senden ein großes Dankeschön an die Familie zu Hause.
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Wir machen uns nach einer regnerischen Nacht auf in Richtung As Catedrais Beach und genießen den Anblick wie die meterhohen Wellen an die Küste peitschen. Eigentlich wollen wir hier die Nacht verbringen und am nächsten Morgen bei Ebbe ein paar schöne Aufnahmen der pittoresken Klippenformationen machen. Leider ist der Wind so heftig, so dass wir uns entscheiden weiter ins Landesinnere zu fahren.
Nach einer Stunde kommen wir in einem verschlafenen spanischen Dörfchen in Castro de Rei an und freuen uns über kostenlosen Strom und ein recht windgeschütztes Fleckchen. Nach den schweren Unwettern in Italien soll es nun auch in Spanien ungemütlich werden. Es sind Sturmböen und starke Regenfälle vorhergesagt. Es dauert auch nicht lang und der Regen prasselte in Massen auf unser Wohnmobil herab. Stundenlang regnet und stürmt es, an Schlaf ist nicht zu denken.
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Am nächsten Morgen wachen wir zerknirscht auf und entscheiden uns noch einen Tag länger zu bleiben und die kommenden 2 Wochen zu planen. Da das Wetter unbeständig bleibt werden wir unsere Reisepläne etwas anpassen. Aber von schlechtem Wetter lassen wir uns nicht unterkriegen. Am Nachmittag laufen wir durch das kleine verschlafene Dorf und stellen schnell fest, dass hier die Zeit vor langem stehen geblieben ist. Das sind Momente die entschleunigen. Morgen werden wir weiter in Richtung Lugo, der ältesten Stadt Galiciens, fahren und freuen uns auf einen ausgiebigen Spaziergang durch die historischen Gassen.
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Louise, Thomas und Felix befinden sich mit Willy weiterhin im Gebirge und wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. Mit dem Video schicken wir ganz liebe Grüße an die Drei :-)


Tag 183 & 184 - Lugo und die Sil Schlucht
8. - 9. November 2018
Nach einer kalten Nacht sitzen wir schon früh im Fahrerhaus und machen uns auf in Richtung Lugo. Momentan scheint das Wetter noch durchzuhalten, hoffen wir also auf etwas Glück für unsere Stadtbesichtigung.
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In Lugo angekommen macht sich schnell die Ernüchterung breit. Natürlich beginnt es just bei unserer Ankunft zu regnen. Wir lassen uns davon nicht abhalten und schlendern durch die engen Gassen der Altstadt. Auch hier gibt es wie in Frankreich noch viele kleine Geschäfte, allerdings haben diese weitaus weniger Charme als die des Nachbarlandes. Nach 2 Stunden Dauerregen, nassen Füßen und mit neuem Brot und frischem Obst im Gepäck, begeben wir uns wieder zum Parkplatz. Eigentlich wollten wir hier auch die Nacht verbringen, aber wir sind komplett allein und schön ist es auch nicht wirklich. Im Sommer reiht sich hier ein Wohnmobil an das Andere.
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Wir entscheiden uns weiter in Richtung Süden zu fahren und nehmen die Sil Schlucht ins Visier. Dabei handelt es sich um eine Art Canyon und der Fluss Sil schlängelt sich entlang der bis zu 500 Meter hohen Berge. An den Hängen werden Wein und Oliven angebaut. Das Gebiet ist relativ unbekannt, die meisten Touristen zieht es eher in den Süden Spaniens. Wir entscheiden uns für den Miradoiro de Santiorxo als Übernachtungsplatz. Dieser soll sich ganz oben am Berg mit herrlichem Blick auf den Sil befinden. Die Anfahrt klingt etwas gewagt aber es wird schon klappen.
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Als wir ankommen macht der Regen gerade etwas Pause und die Sonne erleuchtet die geschwungene Schlucht. Der Wind wird immer weniger und wir genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages mit einem atemberaubenden Ausblick. Auch hier ist kein Mensch und in der Nacht wird es komplett windstill und unfassbar dunkel. Es ist so ruhig, so dass man sein eigenes Herz schlagen hört, eine ganz neue Erfahrung für uns, toll. So leise war es auf unserer Reise noch nie.
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Am Morgen werfen wir die Heizung an und kochen uns als erstes einen leckeren Kaffee. Verträumt schweift der Blick aus dem Fenster in Richtung Schlucht. Die Sonne wandert langsam am Horizont entlang - was für ein grandiose Landschaft. Da es uns hier oben so gut gefällt, bleiben wir einen Tag länger und legen einen Officetage ein - auch das muss mal sein. Schon in wenigen Tagen soll es wieder wärmer und vor allem trockner werden. Wir freuen uns auf den kommenden goldenen November. In Deutschland träumt man aktuell von Regen und wir sehnen uns in Spanien die Sonne herbei, verrückte Welt!


Tag 185 & 186 - Ourense und das Douro Valley
10. - 11. November 2018
Unser gestriger Tag an der Sil Schlucht sollte ein unruhiges Ende finden. Nachdem es den ganzen Tag geregnet hat, begann es am Abend auch noch heftig zu winden. Gegen 21.00 Uhr entschieden wir uns den Ort, welcher sich mitten im Wald befand und total dunkel war, zu verlassen.​ Eigentlich wollten wir nur zum nächsten Dorf fahren, welches sich nicht direkt an der Schlucht befindet, entschieden aber dann kurzerhand doch bis nach Ourense zu fahren. Nach etwa einer Stunde kamen wir an und parkten unser Wohnmobil neben einigen anderen in der Nähe der Thermen.
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Am nächsten Morgen lächelt uns die Sonne an und wir machen einen kurzen Spaziergang durch die Stadt und zu den Thermen. Aber irgendwie mögen wir Stadt im Allgemeinen im Moment nicht und fahren weiter in Richtung Portugal aufs Land. Die Portugiesen haben ein verwirrendes Mautsystem. Auf einigen Autobahnen gibt es Automaten bzw. Häuschen wo man bezahlen kann, auf anderen Abschnitten geht alles elektronisch und man muss sich registrieren lassen. Da wir die beschriebenen Stellen zur Registration (ein Kamerasystem nimmt das Kennzeichen auf und eine Kreditkarte wird hinterlegt) nicht finden, dürfen wir anstatt 1 Stunde über die Autobahn ganze 2,5 Stunden durch die kleinen Dörfer kurven. Was für ein Schwachsinn finden wir - die Autobahn war übrigens leer, kein Mensch nutzt sie. Egal, das schöne an der ganzen Sache waren die vielen kleinen Dörfer, welche wir dadurch durchfahren sind. Portugal ist noch so schön ursprünglich.
Als wir dann ins Douro Valley einfahren stockt uns der Atem. Was für ein beeindruckender Anblick. Die Sonne durchbricht die Wolken und strahlt die vielen Weinstöcke an, welche bereits ihr Herbstkleid angelegt haben. Ein ganz besonderer Moment unserer Reise, toll. In Peso da Régua finden wir einen super Stellplatz mit Strom für 3 Euro. Besser geht es nicht!
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Die Stadt selbst liegt noch im Dornröschenschlaf und profitiert scheinbar nicht all zu sehr vom allübergreifenden Weinanbau der Region. Das Douro Tal ist für seine hervorragenden Portweine bekannt und so schlendern wir durch die kleinen Gassen und fallen in den einen oder anderen Weinshop ein. Wir probieren dies und das und können verstehen, dass es so viele Portweinliebhaber auf der Welt gibt, einfach lecker.
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In der Gegend findet aktuell eine Rallye statt und so brausen auf dem Marktplatz, bejubelt von zigarrenrauchenden Einheimischen, hochgezüchtete Kleinwagen an uns vorbei. Die Häuser in dem kleinen Ort sind zum Teil verfallen, stehen bedrohlich schief aneinander geklatscht und die Natur holt sich zurück was ihr gehört. Trotzdem lohnt sich ein Besuch und an jeder Ecke begegnen wir freundlichen Menschen. Morgen soll es den letzten Tag regnen und dann kommt der goldene Herbst hoffentlich auch zu uns.



Tag 187 & 188 - Lamego im Sonnenschein
12. - 13. November 208
Schon früh am Morgen werden wir unsanft von einer Horde portugiesischer Landarbeiter geweckt, welche sich zur gemeinsamen Abfahrt in der Nähe unseres Stellplatzes verabredet haben. 10 Südländer können schon am Morgen wie 50 klingen und so steckt Sören seinen Kopf durch die Dachluke und sorgt für einen kleinen Lacher, danach wird es etwas ruhiger und wir können noch 2 Stunden bis 8.00 Uhr Morgens weiterschlafen.
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Heute geht es also nach Lamego. Die Stadt gehört zum Douro Weinanbaugebiet, welches seit 1756 das erste herkunftsgeschützte Weinanbaugebiet der Welt ist und seit 2001 zum UNESCO Welterbe gehört. Im Alto Douro werden jährlich 500.000 Hektar Trauben geerntet, nur 45.000 Hektar davon dürfen jährlich für den weltbekannten Portwein gelesen werden. Wer eine gute Flasche Vintage Port sucht, landet schnell bei Summen von über 100,00 Euro pro Flasche. Der Jahrgang 2011 soll besonders gut gewesen sein und auch wir durften uns schon davon überzeugen.
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Lamego ist aber nicht nur wegen seiner Lage innerhalb der Douro Weinberge weltberühmt geworden, auch die Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remédios trug dazu bei. Die Kirche erreicht man über 613 Stufen und schon von Weitem erblickt man das filigrane Bauwerk. Wir machen uns auf den Weg und wollen den Ausblick von da oben sowie die Sonnenstrahlen genießen. Unser zu Hause auf Zeit parkt heute einsam auf einer Anhöhe und wir laufen die ärmlich aussehenden Gassen entlang zur Kirche. Fast hatten wir es verdrängt - das ewige portugiesische Problem mit den freilaufenden und laut bellenden Straßenhunden. Es dauert nicht lang und hinter uns rennt ein nicht gerade kleiner Zeitgenosse den Berg zu uns hinauf. Das ist genau das richtige für Sören. Am Abend unterhalten wir uns mit einer Dame aus dem Dorf und sie erklärt uns wie es zu diesem Problem in Portugal gekommen ist. Damals zur Zeit der Finanzkrise konnten sich viele das Futter für die Tiere nicht mehr leisten und haben sie ausgesetzt. Noch heute gibt es in Portugal unzählige Straßenhunde, eigentlich traurig.
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Angekommen an der Kirche strahlt die Sonne mit letzter Kraft und erleuchtet das Herbstkleid der umliegenden Bäume. Ein wirklich schöner und überraschenderweise auch nicht überlaufender Ort. In Lamego begeben wir uns in das typische kleine Straßenkaffee "Pastelaria Scala" und lassen uns von ein paar leckeren Köstlichkeiten und einem hervorragendem Cappuccino verwöhnen.
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Am nächsten Vormittag wollen wir für die kommenden Tage vorkochen um uns Zeit zu sparen. Diese Taktik hat sich in den vergangenen Monaten sehr bewährt und so schwingt Sören schon bald das Küchenmesser. Auf der Reise hat sich in Bezug auf unsere Ernährung bereits viel verändert. Wir essen viel weniger Fleisch, wenn dann nur gute Qualität und kein Discounter Fleisch. Gemüse und Obst steht jeden Tag auf dem Speiseplan und von Fastfood haben wir uns fast komplett verabschiedet. Die letzte geteilte Pizza gab es vor Monaten in Schweden. Einige Pfunde haben wir dadurch bereits verloren, auch wenn da noch einiges geht :-). Aber die mediterrane Küche macht es einem auf einfach. Obst und Gemüse sind auf den Märkten günstig und kommen frisch aus der Region. Dies sieht man schnell an den wilden Formen des Gemüses, welches nicht genormt wie in deutschen Supermärkten daherkommt. Ab und zu gehen wir auch regional Essen und freuen uns immer wieder über die traditionelle Küche in den jeweiligen Regionen.
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Morgen soll es weiter entlang des Douro Flusses in Richtung Porto gehen. Das Wetter soll weiterhin sonnig bleiben und wir freuen uns auf die Fahrt durch die Weinberge. Aber auch in Portugal merkt man deutlich, dass die Saison für Camping vorbeigeht. Der Herbst kommt auch hier mit riesengroßen Schritten und die Nächte werden kalt bei 4 Grad. Da hilft nur warm einpacken und die geliebte Wärmflasche am Abend.
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Tag 189 & 190 - "Porto" Wechselbad der Gefühle
14. - 15. November 2018
Gerade kommen wir in Porto auf unserem Stellplatz an - eigentlich ganz nett hier. Direkt am Fluss, aber irgendwie dann doch nur ein schnöder, grauer Parkplatz. Etwas mulmig ist es uns schon, in einer Großstadt frei zu stehen ist nicht immer so eine sichere Sache. Mit uns sind aber noch viele andere Camper hier, was es wiederum angenehmer macht. Wir haben heute schon einige Kilometer gemacht und sind von Lamego entlang des Douro Tals bis nach Porto gefahren. Der Nachmittag ist schon im vollem Gange, doch bevor es in die Stadt geht, muss erstmal ein kleiner Snack her, denn mit leerem Magen läuft es sich immer so beschwerlich.
Die Stadt Porto liegt direkt am Douro, der seinen Weg durch die wundervollen Weinberge bis in die Mündung des Atlantiks zieht. Wir stehen am Rande von Vila Nova de Gaia und laufen in Richtung Stadt dem Sonnenuntergang entgegen. Die Häuser stehen hier dicht an dicht, man könnte auch zusammengeklatscht sagen und doch versprühen sie einen gewissen Charme. Die Anwohner können sich aus den gegenüberliegenden Fenstern fast die Hand reichen. An den dunklen Fassaden aus Granit flattert Wäsche im Wind. Gerade die bunten Fließen an den Hauswänden lassen einen sofort wissen, dass wir in Portugal angekommen sind.
Die Flusskreuzfahrtschiffe stehen dicht an dicht im Hafen und genau ab diesem Punkt beginnt die Stadt auch touristischer zu werden. Eine Seilbahn bringt die Gäste aus aller Welt in ihren kleinen Gondeln bis hoch zum Jardim do Morro. Wir nehmen stattdessen natürlich lieber unsere Füße in die Hand und laufen die steilen Straßen nach oben. Im Abendlicht erleuchtet tut sich die Stadt vor uns auf und das Panorama an der Ponte Dom Louis Brücke lädt uns zum verweilen ein. So bummeln wir durch die engen und verwinkelten Gassen und landen zum Abschluss am Abend in einem Portweinstübchen. Nach ausgiebigem probieren schlagen wir schließlich zu und nennen 2 Flaschen Portwein unser Eigen. Eine zum sofortigen Verzehr und eine als Mitbringsel für nach der Reise - wenn sie sich bis dahin hält :-)
Für Porto reicht natürlich ein halber Tag nicht aus und die andere Seite vom Fluss will selbstverständlich auch noch erkundet werden. So gehen wir am nächsten Tag wieder die 2 Kilometer entlang des Flusses bis zur Stadt. Diverse Angler versuchen wie auch gestern wieder ihr Glück, doch gefangen hat noch keiner was.
Die Ponte Dom Louis Brücke hat 2 Etagen und wir nutzen die untere um den Douro zu überqueren. Als sogenannte Fachwerk-Bogenbrücke macht sie wirklich etwas her und erinnert dabei an die Bauweise des Eiffelturms. Was aber nicht von ungefährt kommt, da sie durch einen Schüler Gustave Eiffels entworfen wurde. Kaum sind wir auf der anderen Seite des Flusses angekommen fängt die Sonne an zu strahlen. Nach so so vielen Tagen des Regens und der allgemeinen Trübheit ist es eine unglaubliche Wohltat. Boah...wie Sonne auf der Haut gut tun kann. Da die Stadt an einem Hang liegt geht es auch gleich steil bergauf, danach wieder bergab und dann wieder bergauf. Uns wird also ordentlich warm bei unserer Tour durch die Stadt.
Wir klappern ein paar Highlights ab, welche wir uns vorher herausgesucht haben. So auch die berühmteste Bibliothek von Porto, welche vom Guardian und Lonely Planet zur drittschönsten Bücherei der Welt gekürt wurde. Seit 1869 werden in der Rua das Carmelitas Nr. 144 Bücher verkauft. Doch seit der Buchhandlung Lello & Irmão ein Einfluss auf die Harry Potter Bücher nachgesagt wurde, ist hier schlichtweg die Hölle los. Das seit 2103 unter Denkmalschutz stehende Geschäft ist wirklich wunderhübsch, doch vor lauter Touristen die ein Ticket für 5€ zum Besuch des Geschäftes erwerben müssen, kann man sich hier kaum retten. So fällt unser Besuch ins Wasser, was aber auch nicht weiter schlimm ist. Sehenswert ist die Bücherei allemal.
Als bei uns der Hunger anklopft, entschließen wir uns einen Klassiker aus Porto zu probieren. Toastbrot, Kochschinken, Rindfleisch, geschmolzener Käse sowie eine Sauce aus Tomaten, Bier und Senf - und fertig ist der „Francesinha“. Ein leckeres und wirklich typisches Gericht für die Region, aber bestimmt mit einer Menge Kalorien.
Für den Rückweg nehmen wir die 2te Etage der Ponte Dom Louis Brücke, welche uns auf 60 Metern Höhe wieder zurück auf die andere Seite bringt. Von hier oben offenbart sich uns aber ein eher trauriger Anblick, welcher uns bereits in der Stadt schon mehrfach aufgefallen ist. Wie schon den ganzen Tag über hinweg entdecken wir eine Vielzahl von wunderschönen alten und historischen Stadthäusern, welche einfach so vor sich hin zerfallen. Der Anblick erinnert uns zum Teil an Favelas aus Beton.
Bis zum Ende der Diktatur 1974 herrschte hier in Porto die blanke Not. Diktator António de Olivera Salazar ließ alle wichtigen Einrichtungen in Lissabon konzentrieren. Banken, Versicherungen und andere große Unternehmen verließen die einstige Wirtschaftsmetropole Porto und der Verfall begann. Bis heute erinnern prächtige Gründerzeit-, Jugendstil- und Art Déco-Bauten am Freiheitsplatz, der „Praça Liberdade“, an Portos goldene Zeiten. Porto erlebte nach dem Ende der Diktatur und der Nelkenrevolution 1974 einen kleinen Aufschwung. Die UNESCO erklärte die Altstadt 1996 zum Weltkulturerbe. Nach dieser Ehrung folgte jedoch der Verfall. Von 2001 bis 2017 verlor die Stadt fast 20% seiner Einwohner. Es fehlten Arbeitsplätze und Geld zum Erhalt der Häuser. Bis zu 40 Prozent der aus Granit gemauerten Altbauten standen zweitweise leer. Aus den roten Ziegeldächern wuchsen Farne und ganze Bäume. Heute wird an vielen Ecken gebaut und der Tourismus, welcher seit 2013 stets wächst, spült ebenso neue Gelder in die Stadt. Wir können nur hoffen, dass dieser positive Trend in Porto anhält, denn die Substanz an alten Stadthäusern und der damit einhergehende besondere Charme, ist unserer Meinung nach einzigartig und sollte dringend erhalten bleiben.
Im Osten von Porto findet man noch heute viele typische Arbeitersiedlungen. Die sogenannten Ilhas wurden damals von Fabrikanten der Leder,- Metall,- und Textilindustrie für die Arbeiter errichtet und sind von den Touristen noch nicht wirklich überlaufen. Nur knapp 2 Meter misst die Gasse zwischen den alten und verfallenen Reihenhäusern. In den 80er Jahren zogen vielen Firmen an günstigere Produktionsstandorte um und die Ilhas blieben verlassen zurück.
Wir setzten uns an das Ufer des Douro und lassen die Eindrücke des Tages auf uns wirken. Es ist still geworden und die Straßen werden langsam leerer. Porto ist eine Stadt mit 2 Gesichtern, welche auf Grund der Probleme in der Vergangenheit noch sehr viel Charme alter Zeiten versprüht. Aktuell kann man hier noch das ursprüngliche Leben der Portugiesen von vor vielen Jahren spüren, ja fast einatmen. Langsam laufen wir entlang des Flusses zurück zu unserem Stellplatz. Noch einmal schauen wir in ein wunderschönes altes aber verfallenes Stadthaus hinein. Wir steigen eine kleine Treppe hinauf und blicken durch die offenen Fenster. Alte Portweinflaschen, ein Bettgestell und modrige Kleidung sowie eine Zeitung von 1987 fallen uns ins Auge. Durch einen Zeitungsschlitz einer alten und verzierten Holztür weht uns ein modriger Geruch von altem Holz und feuchtem Beton ins Gesicht. Ja so riecht Porto für uns und so wird die Stadt uns noch lange in Erinnerung bleiben.




Tag 191 bis 193 - An der Küste entlang nach Nazaré
16. - 18. November 2018
Nach zwei erlebnisreichen Tagen in der Stadt geht es nun wieder an die Küste und aufs Land. Zunächst steht seit langem mal wieder ein Womo Putztag an. Die letzten Wochen und der viele Regen haben deutlich ihre Spuren hinterlassen uns so begeben wir uns zur nächsten SB- Waschanlage. Auf dem Weg dahin machen wir noch einen Stopp bei einem Campingausrüster um Chemie für unser Womo WC zu kaufen. In Frankreich gab es dies an jeder Ecke, in Spanien und Portugal ist die Auswahl doch eher etwas ausgesuchter.
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Angekommen an der SB Waschanlage steht heute auch eine Dachreinigung an. Super, denn hier gibt es dafür eine richtige Erhöhung und wir können problemlos alles auf dem Dach erreichen. Fast 2 Stunden wirbeln wir um das Wohnmobil herum und siehe da, es sieht aus wie neu. Leider stellen wir dabei auch fest, dass unsere Außensirene der Alarmanlage nicht mehr funktioniert. Schnell wird diese auseinandergebaut und das Problem, ein loser Draht, ist schnell identifiziert. Da wir selber keinen Lötkolben dabei haben, fahren wir in das nächste BMW Autohaus. Auf unserer Reise haben wir oftmals festgestellt, dass die Mitarbeiter von BMW, egal in welchem Land, stets die hilfsbereitesten waren. Auch diesen Mal werden wir nicht enttäuscht. Der Werkstattmeister selbst sowie 2 Mitarbeiter lösen das Problem innerhalb von wenigen Minuten, bauen alles wieder zusammen und stellen keinen Euro in Rechnung. Einfach klasse. Spaß hatten wir natürlich auch, denn ein Fiat kommt nicht so oft ins BMW Autohaus. Super Service im BMW Autohaus in Feira.
Am nächsten Tag geht es weiter in Richtung Nazaré. Die Landstraßen in Portugal erinnern uns an Polen. Endlos viele Schlaglöcher, ein Dorf nach dem anderen und endlos viele Kreisverkehre. Kurzerhand entscheiden wir uns mal die Autobahn zu testen. Für 30 Kilometer zahlen wir knapp 5 Euro Maut und waren größtenteils allein auf der Straße, klasse für uns aber schade für Portugal. Mit einem einheitlichen und einfacheren Mautsystem würde man viel mehr in die leeren Kassen spielen.
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Nach eine Weile auf der Autobahn geht es zurück auf die Landstraße entlang der Küste. Ab Costa de Lavos ist die N109 in Richtung Nazaré sehr ordentlich ausgebaut. Kilometerweit fahren wir durch verbrannte Pinienwälder. Ein schwerer Sturm im Oktober sorgte ebenso für einige Verwüstung in der Gegend. Die kleinen Strandorte sehen einsam, verlassen und irgendwie richtig trostlos aus. Müll sammelt sich nicht nur am Strand sondern auch in den Ortschaften. Der Anblick stimmt uns traurig und macht uns teilweise echt sprachlos, eine zum Teil echt bedrückende Stimmung.
Der Atlantik wird auf unserer Fahrt in Richtung Süden immer rauer und schon bald sehen wir riesige Wellen. Nicht mehr lang und wir kommen im Mekka für alle Big Wave Surfer an. Der kleine Fischerort Nazaré hat nur 10.000 Einwohner und ist doch jährlich Anziehungspunkt für tausende Wassersportfans und für die Elite der Big Wave Surfer. Die ungewöhnliche Höhe der hier brechenden Wellen hat mehrere Ursachen. Vor der Küste von Nazaré befindet sich der gleichnamige Canyon, eine über 200 Kilometer lange Meeresschlucht mit einer Tiefe von bis zu 5000 Metern. Das Ende dieses Canyons liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, wodurch sich auf engem Raum große Unterschiede in der Wassertiefe ergeben. Des Weiteren wird bei entsprechenden Bedingungen eine Wasserströmung entlang des Strandes an dem Felsvorsprung in das Meer gelenkt, so dass sich eine weitere Vergrößerung der Welle ergibt. Wellen können somit Höhen von weit über 20 Meter erreichen. Wahnsinn, da müssen wir hin!
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Als wir in den kleinen Fischerort einfahren merken wir schnell, dass hier richtig was los ist. Aktuell findet die Big Wave Tour der World Surf League in Nazaré statt. Alle Stars der League geben sich hier die Klinge in die Hand und versuchen die größte Welle zu surfen. Was für ein Anblick. Das Spektakel wird von tausenden Schaulustigen wie uns begleitet. Auf dem Bild oben ist übrigens Sebastian Steudtner, einer der wohl besten Big Wave Surfer der Welt, zu sehen. Nach jeder gesurften Welle geht ein Raunen durch die Menge, irre wie groß die Dinger sind. Nach 2 Stunden Staunen begeben wir uns zurück zum Wohnmobil und lassen den Abend bei einem Glas Portwein ausklingen. Was für ein Tag!




Tag 194 bis 199 - Lissabon, die Stadt auf 7 Hügeln
19. - 24. November 2018
Nur einmal kurz gezwinkert und schon ist die Zeit wie auf der Überholspur der Autobahn vergangen. Blinker links und schon wartet ein neuer Tag mit neuen Eindrücken auf uns. Seitdem wir in Nazaré losgefahren sind, sind schon wieder einige Tage vergangen, aber es kommt uns gar nicht so vor. Alles geht so schnell. Neuer Ort, neue Leute, neues Alles und einen richtigen Alltag erleben wir während unserer Reise nur selten. Bis auf unser Wohnmobil verändert sich ständig alles um uns herum. Und manchmal nervt es, aber zu 99% lieben wir es.
Nach ein paar kleinen Zwischenstopps irgendwo am Meer und in der Hafenstadt Cascais, sind wie nun in Portugals Hauptstadt Lissabon angekommen. In Großstädten ist es Tatsache am einfachsten auf Campingplätzen zu stehen, allein schon der Sicherheit halber. Jetzt in der Nebensaison ist es auch recht erschwinglich und tut dem Geldbeutel nicht all zu weh und so entscheiden wir 3 Tage in der Hauptstadt zu verbringen. Der Bus fährt glücklicherweise direkt vom Campingplatz und 45 Minuten später sind wir schon mittendrin.
Da es in Lissabon nicht sooo viele Sehenswürdigkeiten zu bestaunen gibt, wird es eher ein lockerer Stadtbummel. Genau wie Rom ist die Stadt auf 7 Hügeln gebaut - und so geht es bergauf, bergab. Die berühmten Trams schnaufen aber viel lauter als wir, wenn sich sich die Hügel hinauf kämpfen. Gerade mit den historischen Straßenbahnen, den vielen alten Häusern, engen Gassen und dem allgemein buntem Treiben versprüht die Stadt schon ihren eigenen Charme. Das Internet ist voll des Lobes und mancher erzählt sie sei vielleicht sogar die schönste Stadt Europas. Von daher waren unsere Erwartungen riesig. Da wir ja nun schon eine Weile unterwegs sind und uns schon unzählige Städte angeschaut haben, erlauben wir uns an dieser Stelle mal ein Urteil: Für uns ist sie nicht die schönste Stadt Europas. Da gibt es schon ganz andere Kalieber wie Rom, Paris, London, Amsterdam, Edinburgh...da steht Lissabon für uns leider hinten an. Die Lage am Fluss Tejo, die gewaltige Brücke Ponte 25 de Abril, die der Golden Gate Bridge unwahrscheinlich ähnlich sieht und die kleinen Gässchen sind aber auf jeden Fall entzückend. Trotz dessen hat es diese Stadt nicht geschafft uns in ihren Bann zu ziehen. Noch stärker als in Porto ist der kommerzielle Tourismus hier vertreten und zerstört damit rasant den ursprünglichen Charme.
Vom Castelo de São Jorge kann man einen fantastischen Blick über die Stadt genießen. Leider soll der Eintritt ganze 7 Euro betragen. Ok, gerechter Weise muss man sagen, dass man dafür auch den Eintritt zur Burg bekommt. Jedoch wäre es schön gewesen wenigstens einen Blick von oben für umsonst erhaschen zu können. Eine Etage tiefer, auf der Terrasse eines Cafés können wir Lissabon und die tausend bunten Dächer der Stadt doch noch von oben sehen. Hinunter gehts für uns dann wieder durch das bekannte Treppenviertel. Hier scheint auch die alternative Szene zu Hause zu sein. Viel Kunst und Graffiti sind entlang der Häuserwände zu finden und am Abend wird hier auch der berühmte Fado dargeboten, welcher Teil des immateriellen UNESCO-Kulturerbes ist. Ein eher schwermütiger Musikstil der meist von unglücklicher Liebe, sozialen Missständen und der Sehnsucht nach besseren Zeiten handelt. Irgendwie passt es auch zu Portugal und zu dem Eindruck den wir bisher gewonnen haben. Mag sein das es viele kurze Momentaufnahmen waren, aber so richtig glückliche Gesichter sieht man hier nur selten.
Als nächstes steht der Elvador de Santa Jutsta auf unserem Program. Der im Jahr 1902 errichtete Personenaufzug verbindet den Stadtteil Baixa und Chiado und bietet einen spektakulären Blick auf die gesamte Stadt. In der Rue da Rica de Duarte Belo kann man wunderschöne Aufnahmen der alten Straßenbahnen machen. Eine Fahrt mit der historischen Linie 28 lohnt sich auf jeden Fall und ermöglich noch einmal einen anderen Blick auf die Stadt. Achten sollte man aber auf die vielen Taschendiebe, welche gerade die Straßenbahnen für sich entdeckt haben. Am Abend besuchen wir den Time Out Mercado. Die Markthalle befindet sich gegenüber des Bahnhofs Cars do Sodre direkt am Ufer des Tejo. Unzählige portugiesische Köstlichkeiten können hier bei hippen Ambiente probiert werden. Preislich doch ganz schön deftig aber auch sehr lecker.
Nach Tagen in der bunten und lauten Stadt geht es heute für uns weiter in Richtung Innland. Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, machen wir aber nochmal an einem Intermarché in einem Dorf halt, denn heute ist Waschtag. Der Supermarkt bietet große Industrie-Waschmaschinen an und wir haben wirklich eine große Menge an Klamotten zu waschen. So sortieren wir alles hin und her und laufen über den Parkplatz zur Waschstation. Während wir also gespannt dem Schleuderprogramm folgen, spricht uns auf einmal ein älteres portugiesisches Pärchen auf deutsch an. Die beiden haben mal in Luzern in der Schweiz gearbeitet und freuten sich sehr, mal wieder ein bisschen auf deutsch mit jemandem zu plaudern.
Unser nächster Halt ist Evora und die Fahrt dahin war landschaftlich wirklich wunderschön. Kühe die zwischen Korkeichen grasten und Störche die in Scharen wahrscheinlich auf ihrem Weg Richtung Süden sind. Mittlerweile ist es schon später Nachmittag und das, was wir im vorbeifahren von Evora sehen konnten lässt viel erhoffen. Doch nun gab es auf dem Campingplatz erst einmal ein freudiges Wiedersehen. Nach fast 3 Wochen treffen wir auf Thomas, Louise und Felix und werden die kommenden Tage gemeinsam verbringen. Ach haben wir uns gefreut die Drei wiederzusehen!!! Während der Reise ist die eigene Familie ja doch manchmal weit weg und fehlt ein Bisschen, aber so liebe Menschen wie Louise, Thomas und Felix lassen ein wenig Heimatgefühl aufkommen.




Tag 200 bis 205 - Über den Wolken von Monsaraz
25. - 30. November 2018
Sicher habt ihr euch gefragt warum es die letzten Tage so ruhig um uns war. Wir haben uns eine Auszeit gegönnt. Nach über 7 Monaten auf Reise war es dringend einmal nötig etwas herunter zu fahren. Schon vor einer Weile haben wir Thomas, Louise und Felix kennengelernt und freuen uns sehr nun ein paar Tage oder auch Wochen gemeinsam zu verbringen.
Bevor unsere Reise weiter durch das Alentejo Gebiet geht, statten wir der Stadt Evora noch einen Besuch ab. Entlang der kleinen Gassen laufen wir bis zum römischen Tempel der mit seinen monumentalen Säulen das Stadtbild prägt. Ebenso imposant und sehr sehenswert ist die „Chapel of Bones“ auch „Capella dos Ossos“ genannt, welche eine faszinierende Kapelle mit einem eher makabren Geheimnis ist. Während sie zu Evora’s beliebtesten Sehenswürdigkeiten gehört, ist diese unheimliche Touristenattraktion nichts für Besucher mit schwachen Nerven. Diese kleine bescheidene Kapelle ist die letzte Ruhestätte für Hunderte von exhumierten Körpern von den Friedhöfen der Stadt im 16. Jahrhundert. Mehr als 5000 Knochen wurden vom Boden bis zur Decke umständlich in den Zement gegossen. Schädel säumen das Dach und die Wände und beobachten die Besucher bei jedem ihrer Schritte. Die Knochenkapelle ist sowohl ein faszinierendes als auch ein unglaublich gruseliges Erlebnis. Auch wenn es anders erscheint, die Knochenkapelle wurde aus einer Notwendigkeit heraus geboren und ist mehr als nur eine religiöse Kuriosität. Im 16. Jahrhundert waren die Friedhöfe in Evora übervölkert, so dass die Knochen exhumiert wurden um Platz für neue Körper zu schaffen.
Nach einer Rast mit Cappuccino und einem Nata Törtchen geht es zusammen mit den Ösis weiter ins Landesinnere mit dem Ziel Monsaraz. Die vorbeiziehende Landschaft ist gesäumt von Korkeichen und Olivenbäumen, es wird hügeliger und nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt erblicken wir Monsaraz am Horizont. Der Stellplatz ist einfach genial, da er nur kurz unterhalb der Burganlage liegt und wir von 200 Metern Höhe einen unglaublichen Panoramablick über die Landschaft um uns herum genießen können.
Am Nachmittag schlendern wir durch die historische Altstadt und wir fühlen uns wie in eine andere Zeit zurück versetzt. Die weißen Häuser leuchten warm in der Abendsonne und von der Burganlage können wir einen 360 Grad Blick genießen. Es ist einfach viel zu schön hier und so entscheiden wir, hier für längere Zeit einen Stop einzulegen. Es kommt nicht oft vor, dass man auf solch liebenswerte Personen wir unsere drei Ösis trifft. Wir wandern gemeinsam durch die Landschaft, kochen im Freien oder genießen einfach die gemeinsame Zeit bei interessanten Gesprächen. Der kleine Felix versüßt jeden Moment mit seiner aufgeweckten und fröhlichen Art. Es ist schön gemeinsam zu Reisen, aufeinander zu achten und füreinander da zu sein. Das Expeditionsmobil ist ein wahres Kraftwerk. Mit einer 800 Watt Solaranlage versorgt es zusätzlich zum eigenen Verbrauch auch noch unser ganzes Wohnmobil. Da es Nachts sehr kalt wird und wir Gas sparen müssen, legt Thomas kurzerhand ein Stromkabel zu uns rüber und wir können am Morgen sogar unseren Heizlüfter betreiben. Am Abend können wir sogar die Dusche im „Willy“ benutzen, denn an Wasservorrat fehlt es dem Expeditionsfahrzeug nie. Mit einer Dieselheizung betrieben ist man stets autark und kann selbst den kältesten Temperaturen trotzen. An dieser Stelle möchten wir ein großes Dankeschön für so viel Hilfe und Großzügigkeit aber auch für die vielen schönen gemeinsamen Stunden ausprechen.
Am nächsten Morgen wachen wir hoch über den Wolken auf. Das Tal ist bedeckt von Nebel und ein wahrlich mystisches Bild entsteht, als sich die Wolken langsam ihren Weg durch die Natur bahnen. Schon bald sind unsere Rucksäcke für eine Wanderung geschnürt und für unsere fünfer-Truppe geht es querfeldein auf 12 Kilometern durch die Natur. Unterwegs pflücken wir uns noch ein paar Granatäpfel, Zitronen und Kakis. Glücklich und zufrieden kommen wir wir bei unseren unseren Wohnmobilen an und lassen den Tag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.
Monsaraz ist für uns ein absoluter Geheimtip. Schon in der Bronzezeit, also 2200 - 800 v. Chr. gab es hier erste menschliche Siedlungen. Auch zu Zeiten der Römer und später unter den Mauren gab es hier auf dem Hügel intensives Treiben. Monsaraz wurde im Jahre 1167 von der maurischen Besetzung zurückerobert. Zum Ort wurde Monsaraz im Jahre 1276 durch König Alfonso III. ernannt und gilt heute als einer der ältesten und besterhaltenen historischen Orte des Alentejo. Mit viel Liebe wurden die alten Häuser saniert. Jetzt zur Vorweihnachtszeit, werden große Pappfiguren aufgestellt, welche die Weihnachtsgeschichte erzählen. Fast königlich erhebt sich der Ort aus der eher hügeligen Landschaft und die nebligen Stunden am Morgen sorgen für einen mystischen Start in den Tag. Ein sehr friedlicher und stiller Ort, welchen wir so schnell nicht vergessen werden.
Es tut gut ein paar Tage am gleichen Ort zu verbringen und die täglichen Fahrstrecken etwas zu reduzieren. Langsam reist es sich intensiver und entspannter. In einem ruhigen Moment lassen wir Revue passieren, was wir in den vergangenen 7 Monaten alles erlebt haben. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht, in weniger als einem Monat ist Weihnachten. Die Tage werden langsam kürzer, auch hier im Süden werden die Nächte deutlich kälter. Doch die Sonne strahlt noch immer intensiv und wir genießen diese letzten warmen Herbsttage.