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Tag 268 - Benidorm, das Spanische Manhattan

1. Februar 2019

Wir lassen Cartagena hinter uns und fahren weiter in Richtung Norden. Die Gegend um Cartagena ist nicht wirklich malerisch. Es reiht sich erneut eine Gewächshauszeltstadt an die Andere. Auf der einen Straßenseite werden Tomaten angebaut, auf der anderen Seite Orangen. Nicht weit von der Autopista 7 entfernt, liegt der Naturpark El Honda. Das lagunenartige Gebiet ist Nistplatz und Winterquartier für mehr als 100 Vogelarten. Über angelegte Stege kann man entspannt über die Seen spazieren und im Hintergrund eröffnet sich ein herrliches Bergpanorama. Nach einer ruhigen Nacht im Naturpark führt uns unserer Weg nach Benidorm, dem spanischen Manhattan.

 

Schön ist diese Stadt definitiv nicht. Beton und Stahl so weit das Auge reicht. Hoteltürme ragen in den Himmel. Hier herrscht, pro Einwohner gerechnet, die größte Hochhausdichte der Welt. Betonierte Massenmenschenhaltung mit Seeblick. Im Sommer verschwindet der Sand unter Liegestühlen, Handtüchern und nackter Haut - als hätte man eine Großstadt auf einen einzigen Strand gezwängt. Von den 200 höchsten Gebäuden Spaniens stehen 140 in Benidorm. Konsequent hat man Benidorms Reize – 300 Sonnentage im Jahr und schöne Strände – an die Massen gebracht. Umgarnt deutsche Rentner und feierfreudige Briten, eine Übernachtung mit Vollpension gibt es ab 40 Euro. Dazu bietet die Stadt ein Begleitprogramm, das der Soziologe José Miguel Iribas mit "Alkohol, Drogen, Tanz und Sex" beschrieb. Hier geht man nicht ins Museum, sondern in die All-you-can-drink-Bar.

 

In den 1950er Jahren sah es hier noch ganz anders aus. Niedliche Fischerboote schaukelten auf den sanften Wellen und am Ufer standen nur wenige Häuser, wobei keines mehr als zwei Geschosse hatte. Doch durch den neuen Bürgermeister Pedro Zaragoza (1950-1967) veränderte sich die Stadt inflationär in die Höhe. Benidorm wuchs, auf heute rund 70.000 Einwohner und Millionen von Besuchern pro Jahr. Ein Benidorm allein könnte die Küste wohl verkraften. Aber viele andere Orte nahmen sich den Koloss zum Vorbild. Greenpeace errechnete, dass zwischen 1987 und 2005 täglich eine Fläche von acht Fußballfeldern an der spanischen Küste unter Asphalt und Beton verschwand. (Quelle: Zeit Online)

 

Auch wir wollen uns ein Bild von der Stadt machen und fahren mit dem Wohnmobil mitten in das turbulente Großstadtleben. Überall treffen wir wohl genährte deutsche Rentner und angeheiterte Briten, welche am Vormittag zu lang in der Sonne gelegen haben. In der Tat erinnert die Stadt an einen großen Vergnügungspark für Erwachsene. Table Dance Bars, Fish and Ships an jeder Ecke, Spielcasinos, Thai Massagen und Karaokebars - mit offenen Mund fahren wir durch die Stadt. Bevor wir ganz schnell Reißaus nehmen, fahren wir noch auf eine Anhöhe am Rande der Stadt um die Dimensionen mit einem Bild einzufangen. Selbst mit einem Weitwinkelobjektiv fällt es schwer die Masse an Beton auf die Linse zu bekommen. Sowas haben wir lange nicht gesehen, noch haben wir es vermisst. Warum Menschen hier Urlaub machen werden wir wohl nie verstehen, aber jedem das Seine. Wir verlassen die Stadt und suchen uns einen schönen Freistehplatz am Meer. Leider wird es hier an der Küste immer schwieriger etwas zu finden, da einfach zu viele Wohnmobile sich die gleichen Orte teilen und es immer mehr Verbotsschilder gibt. Wir haben Glück und finden ein lauschiges Plätzchen mit direktem Meerblick. Was für ein irrer Tag. 

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Tag 269 - Calpe, eine reise in die Vergangenheit

2. Februar 2019

Meine sehr verehrten Damen und Herren, für den morgigen Tag werden mittlere bis starke Böen erwartet. An der Küste kann es vereinzelt zu schaukelnden Wohnmobilen kommen. So oder so ähnlich hätte wohl die Wettervorhersage für den heutigen Tag und die vergangene Nacht klingen können. Wie in einer Schiffskajüte schaukelten wir in den Wellen des Windes, bis es dann am nächsten Morgen endlich ruhiger wurde. So waren wir schon relativ zeitig auf den Beinen und machten uns auf den Weg nach Calpe. Aber nicht zum ersten Mal - denn vor ungefähr 28 Jahren war Sören mit seiner Familie schon einmal hier. Passend dazu hatte uns Sörens Mama gestern noch die Bilder vom damaligen Urlaub zukommen lassen. Da kommen Erinnerungen hoch...der Mauerfall war noch nicht allzu lang her und unter der Sonne Spaniens tat sich ein wahres Urlaubsparadies auf. Ein schöner flacher Sandstrand, Palmen und ein buntes Treiben. Auf dem ersten Foto seht ihr Sören mit seiner Schwester Juliane, im Hintergrund der fast senkrecht aus dem Wasser ragende Felsen Monte Toix. Das waren noch Zeiten...

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Heute hat der Tourismus alles fest in seiner Hand und wir schlendern die Promenade entlang. Normalerweise hätten wir jetzt unsere Rucksäcke geschnappt und wären rauf auf den Gipfel. Der Wind bläst aber immer noch derart stark, dass wir lieber davon absehen und weiter durch die Stadt bummeln. Über den Winter sind nicht alle Lokale und Geschäfte geöffnet, es herrscht aber doch eine Geschäftigkeit. In einer kleinen Seitenstraße stoßen wir dann auf einen winzigen deutschen Supermarkt. Dank Lidl leben wir hier ja auch wie im Schlaraffenland. Das einzige was fehlt, ist leckerer Schmelzkäse für eine Suppe die wir gern kochen wollen. Wir werden endlich fündig und erfreuen uns der kleinen Dinge im Leben - wenn Schmelzkäse glücklich machen kann :-) 

 

Eigentlich hatten wir vor in Calpe eine Nacht auf einem Campingplatz zu bleiben, es ist aber alles restlos ausgebucht. Kein einziges freies Plätzchen ist mehr zu bekommen. Überall haben sich Renter aus allen Nationen breit gemacht, schade. Da im letzten Jahr auch das Freistehen verboten wurde, fahren wir kurzer Hand wieder zu unserem Platz der letzten Nacht zurück. Denn immerhin stehen wir direkt ein einer kleinen Klippe mit direktem Blick aufs Meer. Das gefällt uns dann doch besser, als hätten wir noch die letzte Lücke auf irgendeinem Stellplatz bekommen. Am Abend setzten wir unsere Suppe auf. Das Rezept bekommen wir nochmals von Sörens Tante und schon bald steht sie lecker duftend vor uns - die Hackfleisch-Käse-Lauch-Suppe. 

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Tag 270 bis 271 - 40.000 Schritte durch Valencia

3. - 4. Februar 2019

Nach den stürmigen Tagen an Meer zieht es uns heute in die drittgrößte Stadt Spaniens, Valencia. Auf der Fahrt kommen wir an einem riesigen Reisanbaugebiet vorbei. Wer hätte das gedacht? Spanien produziert im Jahr 850.000 Tonnen Reis. Obwohl der Großteil der Reisernte aus Andalusien und der Extremadura kommen, ist es vor allem der Reis aus dem valencianischem Raum, der in Spanien beliebt und international berühmt ist. Doch was macht diesen Reis so beliebt? Nicht nur der Reisanbau in Spanien hatte seinen Ursprung in Valencia, sondern auch die Paella. Und während in Andalusien und Extremadura hauptsächlich Langkornreis angebaut wird, der für eine Paella gänzlich unbrauchbar ist, kultivieren Reisbauern in Valencia, Katalonien und Murcia immer noch den klassischen spanischen Reis aus der Japonica Gruppe. Hierzu zählen die Sorten Senia, Bahía und Bomba, die sich durch ein mittleres Korn auszeichnen, welches mehr Stärke enthält, viel mehr Wasser aufnehmen kann und damit perfekt für spanische Pfannengerichte wie die Paella geeignet ist - wieder etwas gelernt!

 

Nachdem wir unser Quartier für die kommenden zwei Tage bezogen haben, fahren wir mit der Tram für 1,80€ in das historische Stadtzentrum. Schon hier fällt uns das junge Publikum auf. Als Stadt der Künste und Wissenschaften ist Valencia bei nationalen sowie internationalem Studenten sehr beliebt, was die Stadt sehr jung und dynamisch daherkommen lässt. Sören war im Rahmen einer „Bildungsreise“ ;-) zum Thema Wein schon einmal in Valencia und schwärmte schon damals von dem jungen und internationalen Flair. 

 

Ein guter erster Anlaufpunkt für einen Stadtspaziergang ist die Kathedrale von Valencia. Sie befindet sich im nördlichen Teil der Altstadt. Rund um die Kathedrale liegen einige öffentliche Plätze, von denen man einen tollen Blick auf die Kathedrale hat, darunter der Plaza de la Reina und der Plaza de la Virgen. Der wunderbare Glockenturm der Kathedrale ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Valencia. 207 Stufen führen den 51 Meter hohen El Micalet-Turm hinauf und ermöglichen einen herrlichen Rundumblick über die Stadt.

 

Nicht weit von der Kathedrale entfernt befindet sich der Mercado Central. Wie immer ziehen uns die Markthallen magisch an und schwupps stehen wir auch schon mitten im Trubel. Die Markthalle ist mit ihrer Architektur im katalanischen Jugendstil ein ziemlicher Blickfang. Das Angebot ist wie immer riesig und wir bleiben bei einem Stand mit frischen Baguette und Iberico Schinken hängen, sehr lecker und ein Muss bei einem Besuch in Valencia. Im Allgemeinen ist die Küche von Valencia sehr berühmt und wirklich ausgezeichnet. Speziell mediterrane Gerichte, gute und ehrliche Hausmannskost und natürlich die berühmte Paella, welche wie wir ja gelernt haben in der Region Valencia ihren Ursprung hat, findet man hier in hervorragender Qualität. Wer einmal richtig wie bei Muttern grandiose spanische Küche erleben möchte, der ist im Restaurant „Casa Montaña“ sehr gut aufgehoben.

 

Wir bummeln weiter durch die Altstadt und landen am Mercado de Tapinería. Er ist kein Markt im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr ein kulturelles Zentrum mit einigen kleinen Pop-up-Stores, Cafés und Restaurants - eine angenehme und authentische Abwechslung in der sonst recht touristischen Altstadt. Direkt gegenüber dem Zentralmarkt und dem Templo de los Santos Juanes befindet sich die alte Seidenbörse von Valencia. Das charakteristische Gebäude zählt zu den berühmtesten gotischen Bauten ganz Europas und wurde 1996 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Es besteht aus vier Teilen: dem Turm, dem Saal Consulado del Mar, dem Orangenbaum-Innenhof und dem Säulensaal. 

 

Langsam hängt uns der Magen etwas in der Kniekehle und wir erinnern uns an einen Tipp, welchen wir vor geraumer Zeit einmal zugetragen bekommen haben. In der Horchatería Santa Catalina soll es den besten Horchata, ein Erfrischungsgetränk aus Erdmandeln und Zucker, geben. Das Nationalgetränk wird mit Fartons, einem süßen Gebäck serviert und schmeckt nach dem ersten Nasenrümpfer ganz angenehm. Zu finden ist das süße Café in einer kleinen Gasse nahe des Plaza de la Reina. Ein wirklich eindrucksvoller und sonniger erster Tage in Valencia neigt sich dem Ende entgegen und zum krönenden Abschluss lässt der kalte und eisige Wind, welcher seit Tagen in der Region herrscht, langsam aber sicher nach.

 

Am zweiten Tag starten wir mit einem Besuch der Skybar Ateneo um einen Blick auf den Plaza de l‘Ajuntament von Oben zu erhaschen. Der Spaß kostet 6 Euro und bietet außer einem wirklich schönem Foto nicht wirklich viel mehr, naja auch diese Erfahrung muss man mal machen. Danach laufen wir durch die Shoppingmeile von Valencia und finden doch das eine oder andere Mitbringsel. Nach gefühlten 10.000 weiteren Schritten kommen wir am Ciutat de les Arts i les Ciències, dem wohl futuristischstem Gebäudekomplex der Stadt der Künste und Wissenschaften, an. Der kulturelle und architektonische Gebäude- und Parkkomplex ist das moderne Wahrzeichen der Stadt und wurde im trockengelegten Flussbett des Turia erbaut. Unter anderem befinden sich hier die Oper von Valencia, das größte Aquarium Europas, ein interaktives Wissenschaftsmuseum und herrlich angelegte Grünanlagen. Wie eine grüne Lunge durchzieht der Park bis hin zur Oper die Stadt. Fotografisch gesehen ein Highlight, wenn man auf moderne Architektur steht. 

 

Am Ende der zwei erlebnisreichen Tage ziehen wir unser Fazit. Valencia ist auf jeden Fall einen Besuch wert und entfaltet sicher speziell an lauen Sommerabenden sein ganz eigenes Flair. Die Stadt erkundet man am besten mit dem Rad da die Entfernungen zu Fuß doch anstrengend werden können. Kulinarisch ist und bleibt Valencia ein Highlight und selbst die vielen unterschiedlichem Restaurantkonzepte und Designs haben uns begeistert. 

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Tag 272 bis 275 - Siesta in Castellon & Torreblanca

5. - 8. Februar 2019

Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen und der Abschied aus Spanien rückt langsam näher. Doch bevor wir weiter in Richtung Norden ziehen, werden wir in Barcelona noch auf Sören's Mama treffen, welche für einen Kurzbesuch in der Stadt sein wird. Da wir von Barcelona nur noch knapp 3 Stunden entfernt sind, gehen wir die kommenden Tage etwas ruhiger an. Wir verlassen Valencia und fahren in Richtung Castellón de la Plana. Die Stadt mit etwa 170.000 Einwohnern ist jetzt nicht die Perle des Südens, bietet aber einen bewachten und kostenfreien Stellplatz direkt am Meer. Als wir ankommen reiht sich ein Wohnmobil an das Andere, Sören ist begeistert. Aber egal - das Meer liegt von der Tür, in die Stadt führt ein herrlicher Radweg, die Sonne scheint und das Zentrum ist ja vielleicht auch ganz nett. Am Nachmittag genießen wir die Wintersonne am Meer und betätigen uns sportlich. Am darauffolgenden Morgen holen wir die Räder vom Träger und radeln entspannt die 7 Kilometer ins Stadtzentrum. Neben uns, vor uns und hinter uns treffen wir auf viele deutsche Rentner, welche das E-Bike für sich entdeckt haben, eigentlich hat jeder solch ein Bike, schön das man so im Alter mobil bleiben kann.

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Die Stadt bietet nicht wirklich große Highlights und so schlendern wir einfach durch die vielen Shops, kaufen leckeren Iberico Schinken in der Markthalle und lassen den Tag so an uns vorbeilaufen, auch mal schön. Am Abend bahnt sich dann langsam das an, was uns den nächsten Tag komplett beschäftigen wird. Nach dem Abendessen klagt Sören auf einmal über Bauchschmerzen. Die ganze Nacht über wird kaum ein Auge zugemacht und am nächsten Tag ist es klar, ein dicker Magen-Darm-Virus hat Sören erwischt. Auf 8 Quadratmetern nicht wirklich eine Freude, aber auch das meistern wir bravourös. Am Abend geht es dann langsam bergauf und auch die Nacht wird wesentlich angenehmer. So schnell das Ganze auch kam, war es dann aber auch wieder vorbei und wir können unsere Reise in Richtung Torreblanca fortsetzen. Die kleine Stadt ähnelt einer Geisterstadt und um ehrlich zu sein gibt es hier nicht wirklich viel zu sehen, eigentlich gar nichts. Vom Stellplatz aus führt ein netter Wanderweg durch die Lagune und vorbei am Meer. Ein endlos scheinender Schilfteppich eröffnet sich vor uns und im Hintergrund die Berge der Sierra de Gúdar. 

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Die kommenden Tage werden wir wohl in der Region um Peñiscola verbringen. Hier ist etwas mehr Leben und es gibt viele schön ausgebaute Radwege. Nach Barcelona werden wir noch etwas das Hinterland unsicher machen. Von Daniel und Susi haben wir ein paar gute Tipps bekommen und sicher ist da auch was für uns dabei. In diesem Sinne ganz liebe Grüße an die Beiden. 

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Tag 276 bis 279 - Peñiscola an der Costa del Azahar

9. - 12. Februar 2019

Unser nächster Halt ist die mittelalterliche Stadt Peñiscola an der Costa del Azahar. Die Altstadt des Küstenstädtchen liegt malerisch auf einem Felsklotz im Meer. Oben auf dem Hügel erhebt sich die alte Burg der Templer, deren Bau im Jahre 1294 auf den Ruinen einer maurischen Festung begann. Darunter schmiegen sich die weißen Häuser des historischen Zentrums, das von einer dicken Stadtmauer mit drei Toren umschlossen wird. Gleich daneben befindet sich der schöne Hafen, noch heute sitzen hier die Großmütter in der prallen Mittagssonne und stopfen die Löcher der Fischernetze, ein schöner Anblick. 

 

Die Templerburg zählt zu den beliebtesten Zielen in Spanien, entsprechend hoch ist die Zahl der Restaurants und Souvenirläden, die sich in den engen Gassen der Altstadt angesiedelt haben. Sehenswert sind die Pfarrkirche Santa María sowie die Ermita de la Virgen de la Ermitana, die sich an das Castillo anschmiegt. Wenn man durch die kleinen Gassen schlendert, sollte man unbedingt auch mal nach oben schauen. Alle Balkone der Altstadt sind mit aufwendig gestalteten Fliesen verziert, ein super schöner Anblick. Dazu kommen die vielen bunten und liebevoll bepflanzten Blumentöpfe, welche für absolutes Urlaubsfeeling sorgen. Hier hat man sich mal so richtig Mühe gegeben und das merkt man auch. In den vielen Restaurants gibt es leckere Tagesmenüs schon ab 9 Euro und auf dem Wochenmarkt, welcher immer Montags stattfindet, gibt es die ersten Erdbeeren des Jahres. Bei einem Preis von 3,30 Euro das Kilo können wir nicht nein sagen und sind überrascht wie süß die roten Dinger schon sind, lecker. Am Nachtmittag gönnen wir uns noch einen leckeren Spanischen Pudding mit Kecks, "Natillas" genannt, eine klare Empfehlung unsererseits und radeln dann entlang der Küste. 

 

Auch mit unserem Stellplatz haben wir dieses Mal richtig Glück.  Der Campingplatz Los Pinos ist super schön angelegt, extrem günstig und bietet alle Annehmlichkeiten die man sich nur wünschen kann. Wir entscheiden spontan ein paar Tage zu bleiben. Ins Zentrum sind es nur wenige Minuten mit dem Rad, das Wetter soll in den kommenden Tagen herrlich werden und wir können mal wieder ein paar Servicearbeiten am Wohnmobil durchführen. Es könnte also alles wunderschön sein, wäre da nicht dieser blöde Magen-Darm-Virus, welcher nun auch Anne trifft. Schnell also die Pflegestufe angehoben und nach nur einem Tag ist das Schlimmste schon überstanden, Gott sei Dank! 

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Manchmal können wir schon verstehen warum Jahr für Jahr so viele Menschen in Spanien überwintern. Die Städte sind nicht überlaufen, die Angebote von Hotels und Restaurants günstig und die Sonne scheint hier seit Wochen jeden Tag. Für uns wäre es auf Dauer allerdings zu eintönig, aber einmal im Leben kann man dem kalten Winter in Deutschland schon entfliehen. 

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Tag 280 bis 284 - Welcome to Barcelona

13. - 17. Februar 2019

Die Sonne taucht am Abend ins Meer hinein und tüncht Barcelona in goldenes Licht. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wird der Eiffelturm beleuchtet und bei einem schönen Glas Rotwein stoßen hier und da verliebte Pärchen an. So oder so Ähnlich hätte es Tatsache sein können. Und nein, wir bringen hier nichts durcheinander - denn fast wäre der Eiffelturm in Barcelona erbaut worden. Gustave Eiffel hatte seinen Entwurf des Eiffelturms zur Weltausstellung dem Bürgermeister von Barcelona angeboten. Dieser lehnte jedoch ab, woraufhin Gustave Eiffel einen leicht abgeänderten Vorschlag ein Jahr später für die Pariser Weltausstellung einreichte. Und so sitzen nun die verliebten Pärchen nicht in Barcelona sondern in Paris beisammen. Mit dieser lustigen Geschichte machen wir uns also auf den Weg in die Hauptstadt Kataloniens. In der letzten Zeit sind wir nur noch kleine Etappen gefahren und so kommen uns die 3 Stunden Fahrt von Peñiscola nach Barcelona fast endlos vor. Teile der Strecke versinken förmlich im Nebel und schränken die Sicht stark ein. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine Laune der Natur. Nein, hier in Spanien wird wieder mal verbrannt was die Natur hergibt. In unserem Wohnmobil riecht es zeitweise wie im Räucherofen...und zu Hause in Deutschland wird an der CO2 Bilanz herumgefeilt. Verrückte Welt!

 

Da es in Barcelona keinen City-Stellplatz gibt, fahren wir einmal um die Stadt herum um dann im gemütlichen Vorort Vilassar de Mar zum „Area Camper Barcelona Beach“ Stellplatz zu fahren. Alles riecht hier noch ganz neu, da er erst vor 3 Wochen eröffnet wurde. Kaum geparkt machen wir uns auch schon wieder auf den Weg zur Bahnstation, um noch den Nachmittag in der Stadt zu verbringen. 45 Minuten später sind wir mitten drin am Plaça de Catalunya. Huch ist hier viel los...wie das wohl erst in der Hochsaison ausschaut? 

 

Unser erster Anlaufpunkt entpuppt sich leider als Baustelle. Die von Gaudi gestaltete Casa Batlló ist komplett von einem Baugerüst ummantelt, so dass wir die fantasievolle Fassade leider nicht bestaunen können. Volltreffer! So setzten wir unsere Tour durch die Straßen Barcelonas fort und schlendern entlang der Las Ramblas zum Markt La Boqueria. Hier gibt es wieder mal Genuss in Hülle und Fülle...da fällt es schwer zu wiederstehen und gerade der Iberico Schinken duftet mal wieder köstlich. Wir schenken dem tropfenden Zahn aber keine Beachtung und laufen weiter zur Kathedrale von Barcelona „La Catedral de la Santa Creu i Santa Eulàlia“, welche neben der Sagrada Familia die wichtigste Kirche der Mittelmeermetropole ist. Hier genießen wir den Anblick nur von außen, da wir während unserer Reise schon unzählige Gotteshäuser besichtigt haben und machen es uns lieber am Arc de Triomf gemütlich. Hier beobachten wir die vielen Straßenkünstler und erhaschen noch die letzten Sonnenstrahlen bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. 

 

Schon am Tag zuvor haben wir gemerkt, dass die Stadt sehr weitläufig ist und die einzelnen Sehenswürdigkeiten weit auseinander liegen. So schnüren wir unsere bequemsten Schuhe, in der weisen Voraussicht, dass wohl so einige Kilometer zusammenkommen werden. Mit tausenden von anderen Besuchern startet unser 2ter Tag in Barcelona am Park Güell, dem Meisterwerk des Architekten Gaudi. Für uns geht es zunächst steil bergauf zum nördlichen Eingang des Parks, welcher öffentlich zugänglich ist. Viele Elemente des Parks sind aufwendig mit Mosaiken verziert. Mit je einem Ticket in der Hand geht es dann weiter zur Aussichtsplattform. Die Stadt liegt einem zu Füßen und zusammen mit den Mosaikbildnissen versuchen hier alle Touris ein Foto zu schießen. Was für ein Gerangel! Nach gefühlten 100 Versuchen haben wir für einen kurzen Moment einen Platz in der ersten Reihe um ein Foto machen...und schon hat man auch wieder einen Ellenbogen in der Seite. Der freundliche Hinweis, dass nun der nächste an der Reihe ist. Ach, einfach herrlich... Der restliche Teil des Paks ist schnell erkundet und wofür wir hier Eintritt gezahlt haben ist uns im Nachhinein nicht so recht klar. Unser Fazit ist daher ernüchternd. Wir würden einen Besuch zwar im Generellen empfehlen, sind jedoch der Meinung, dass der Ticketteil getrost übersprungen werden kann, wenn auf ein Postkartenfotomotiv verzichtet werden kann. 

 

Das absolute Highlight eines jeden Barcelonabesuchers ist natürlich die Sagrada Familia. Der Bau der römisch-katholischen Basilika begann im Jahr 1882 unter der Leitung von Josep Maria Bocabella, welcher den Bau des Gotteshauses ausschließlich über Spenden finanzieren wollte. Tatsache werden die Bauarbeiten noch immer ausschließlich durch Zuwendungen und Eintrittsgelder finanziert. So stehen jährlich ca. 20 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung. Was nicht verbaut werden kann, wird gespendet. Da es kurz nach Baubeginn zu einem Zerwürfnis mit Josep Maria Bocabella kam, übernahm Gaudi fortan die Leitung. Als es einige Jahre später eine besonders große anonyme Spende gab, wurde der Bauplan von einer normalen Kirche auf eine 18-türmige und 5-schiffige Basilika ausgeweitet. Seither ist die Basilika im Bau und wird voraussichtlich im Jahre 2026 fertiggestellt werden. Bis dahin gesellen sich die Baukräne zu den vielen Türmchen der interessanten Kirche. Nach 18.000 Schritten kreuz und quer durch die Stadt nehmen wir im Zug Platz und fahren an der Küste entlang „nach Hause“.

 

Den dritten Tag in Barcelona haben wir uns schon lange ersehnt - denn heute treffen wir auf Sörens Mama und ihren Lebensgefährten. Schon ganze 10 Monate ist es her, seitdem wir uns zu Hause verabschiedet haben. Umso größer ist die Freude, als wir uns am Hafen treffen um einen gemeinsamen Tag in Barcelona zu verbringen. Die beiden sind seit einer Woche mit der Aida Mar im Mittelmeerraum unterwegs und machen für 12 Stunden in der Stadt fest. Gleich nach der Wiedersehensfreude nehmen wir im Hop-on Hop-off Bus Platz und lassen uns durch die Straßen der 1,6 Millionen Einwohner Metropole chauffieren. Es ist großartig so bequem alles vom Sonnendeck des Doppeldeckerbusses zu beobachten. Doch am Vormittag ist der Wind durchaus noch sehr frisch, sodass wir es uns zunächst im unteren Teil gemütlich machen. Wir haben uns natürlich viel zu erzählen und die Straßen ziehen an uns vorbei. Nach einem Stopp hier und da werden wir zu einem landestypischen Mittagessen eingeladen, laufen noch einmal zusammen über die Ramblas und probieren den Iberico Schinken auf dem La Boqueria Markt. Die Zeit vergeht wie im Fluge und schon heißt es wieder Abschied nehmen. Am Abend lassen wir den Tag Revue passieren und möchten an dieser Stelle noch einmal von Herzen einen lieben Dank für den wundervollen Tag aussprechen. Ein besonderer Moment auf unserer Reise. 

 

Für Alle die nun überlegen, ob sich eine Reise nach Barcelona lohnt, möchten wir gern unseren persönlichen Eindruck mit euch teilen. Die Metropole ist pulsierend, farbenfroh, multikulti und ein leicht zu erreichendes Ziel am Mittelmeer, für das es sich auf jeden Fall lohnt in den Flieger zu steigen. Andererseits mussten wir aber auch feststellen, dass die Eintrittspreise verglichen mit anderen europäischen Großstädten für die Hauptsehenswürdigkeiten zum Teil vollkommen überzogen sind. Sagrada Familia 17€ bis 32€, Palau de la Musica 20€, Park Güell 8.50€, Hop-on Hop-off 27€, Casa Batllo 25€, Casa Mila 22€. So kommen leicht ca. 240€ für 2 Personen an einem Tag zusammen. Natürlich muss man nicht alles gesehen haben aber trotz dessen sollte das Geld schon locker sitzen, da ansonsten der Spaß vielleicht zu kurz kommt. Wir haben auf das eine oder andere verzichtet und trotzdem die Zeit in der Hauptstadt Kataloniens genossen.

 

Aber man muss auch ehrlich sein und zugeben, dass Barcelona doch sehr überlaufen ist und der Tourismus den einst vorhandenen Charme langsam zunichte macht. Vielleicht passiert hier das, was in Venedig schon vor vielen Jahren passiert ist. Wenn die Gier nach Wachstum größer ist als die Tradition, verlieren solch einst authentischen Orte ihr Gesicht und verblassen.

 

Der Autor Peter Schilling hätte es in einem Artikel der WELT nicht besser beschreiben können: "Horden junger Männer aus dem Wester-, Oden- oder Schwarzwald auf Biersuche, gekleidet in identischen Junggesellenabschied-T-Shirts. Aufgedrehte Amerikaner, die jeden Hydranten mit einem lauten „Look at thiiiiiiiis“ besingen, weil sie die Dinger offenbar für alte Kunstwerke halten. Japaner mit Selfiestangen. Reiche Araber, die auch festgemauerte Dinge zu kaufen versuchen. Russen mit sehr dicken Goldketten und sehr blonden Frauen. Sie alle versammeln sich hier zu einem internationalen Stelldichein des Massentourismus, schieben sich durch die vollen Gassen, stehen Schlange vor Kirchen und Museen, zahlen in überfüllten Restaurants überteuerte Touristenpreise. Barcelona droht am eigenen Erfolg zu ersticken. Das Zentrum mit den Rambles, dem Barri Gòtic, dem Szeneviertel Born und dem Hafenviertel Barceloneta ist inzwischen zu einem Ort mit einem verschreckten Häuflein Ureinwohner verkommen, die wie Schiffbrüchige im Meer der Besucher zu ertrinken drohen."

 

Seit 2015 versucht nun die Bürgermeisterin Barcelonas, Ada Colau, die Stadt langsam zurückzuerobern und man kann nur hoffen, dass dies gelingt. Wir hoffen man versteht uns mit dieser doch etwas kritischeren Betrachtung von Barcelona nicht falsch. Natürlich ist es eine sehr sehenswerte Stadt, welche durch einen guten Mix an Moderne, Historie und Kultur noch immer ihren eigenen Charme versprüht. Zu einer persönlichen Einschätzung unsererseits gehören aber eben auch solch kritische aber dafür ehrliche Worte. 

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Tag 285 - Ein Reise in das Mittelalter

18. Februar 2019

Nur wenige Kilometer vom Mittelmeer entfernt liegen mitten an der Costa Brava das mittelalterliche Pals sowie etwas weiter landeinwärts der kleine Ort Peratallada. Hier im Landesinneren, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Hinter dicken Stadtmauern aus Naturstein verstecken sich alte Stadtpalais, romanische Kirchen oder alte Burgen und Wehrtürme. Überall lassen sich hier mittelalterliche Dörfer entdecken und wir fühlen uns in eine ander Zeit versetzt. 

 

Schon von weitem grüßt uns der „Torre de les Hores“, der runde Stundenturm in romanischem Stil, der Wahrzeichen von Pals ist. Bei einem Spaziergang entdecken wir ein nahezu intaktes Dorfensemble aus dem Mittelalter, welches bis heute seinen wahrhaften Charakter bewahrt hat. Um die tausendjährige Kirche „Sant Pere“ verteilen sich allerlei Wehrtürme, außerdem verstecken sich zwischen den engen Gassen schöne Brunnen und manch altehrwürdiger Adelspalast, wahnsinn. 

 

Ein weiteres Highlight ist der kleine Ort Peratallada. Der Ortsname leitet sich vom katalanischen „Pedra tallada“ ab, was soviel wie zerschnittener oder behauener Fels heißt. Tatsächlich bestehen weite Teile des Dorfs mit ländlichem Charakter aus Naturstein. Die Türme, die schönen Torbögen, die romanische Kirche „Sant Esteve“ und natürlich auch die Burg, die bis auf das Jahr 1065 zurückgeht und heute ein Luxushotel beherbergt, laden zu einer gemütlichen Erkundungstour ein. Wir sind erstaunt wie wenig Touristen sich hierher verlaufen haben, um ehrlich zu sein sind wir die einzigen - schade eigentlich aber irgendwie auch sehr angenehm nach den intensiven Tagen in Barcelona. 

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Tag 286 bis 287 - Die letzten Tage in Spanien

19. - 20. Februar 2019

Nach fast 2 Monaten in Spanien ist nun langsam die Zeit gekommen Abschied zu nehmen. Die letzten Tage verbringen wir in einem kleinem Ort namens l'Estartit an der Küste der Costa Brava. Aus dem Lonley Planet haben wir von einem der wohl schönsten Campingplätze Kataloniens erfahren und lassen es uns hier noch einmal gut gehen. Es gibt sogar ein beheiztes Schwimmbad, oder wie Sören sagt: eine große Badewanne. Doch bevor wir ins warme Nass springen machen wir eine schöne Radtour und wandern auf den Klippen der Steilküste entlang - ein schöner Abschied.

 

Nun haben wir die Iberische Halbinsel einmal komplett umrundet, sind ca. 6000 Kilometer durch Spanien und Portugal gefahren, haben unzählige Städte besucht und die beeindruckende Natur in vollen Zügen genossen. Wir können gut verstehen, warum es jährlich immer mehr Touristen in diese Ecke Europas zieht. Speziell die südländische Lebensfreude, das mediterrane Essen, das angenehme Klima sowie die abwechslungsreiche Natur werden in unserer Erinnerung bleiben. In Spanien sind wir auch zum ersten Mal auf unsere lieben Ösis getroffen, welche sich aktuell in Marokko befinden und zu welchen wir eine innige Freundschaft entwickelt haben. Es sind eben auch die Begegnungen, die solch eine Reise zu einem unvergesslichen Abenteuer werden lassen. Nun geht es zunächst weiter in Richtung Norden und wir sagen Danke und Adios Spanien und Bonjour Frankreich.

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Tag 288 bis 289 - Bonjour Canal du Midi, Le Somail

21. - 22. Februar 2019

Heute steht mal wieder ein Länderwechsel an. Gerade als wir von Campingplatz aufbrechen wollen, klopft es an unserer Tür. Unsere lieben Nachbarn, mit denen wir die Tage auf dem Campingplatz ins Gespräch gekommen waren, stehen mit einer Überraschung vor der Tür. Pfälzer Weißwein, Baguette, total leckerer Käse und Tomaten...ach wir freuen uns, ein richtiges Care-Paket! Die Beiden wollen in Richtung Süden weiterreisen und vielleicht werden sie ja auch den ein oder anderen Ort anfahren, welchen wir während unserer Reise besucht haben. An dieser Stelle nochmal ein liebes Dankschön - der Wein hat wohl gemundet :-) - und eine gute Reise euch!

 

Da wir die Küste rund um Marseille bereits in 2015 bereist haben, wollen wir uns eher dem Hinterland widmen und steuern den kleinen Ort Le Somail an. Hier merken wir mal wieder, dass wir Frankreich echt ins Herz geschlossen haben. Die Natursteinhäuser mit ihren zumeist hellblauen Holzfensterläden sind wie immer bezaubernd anzusehen und unser Stellplatz liegt direkt am Wasser des Canal du  Midi. Die Freundlichkeit der Franzosen ist ebenso einfach bemerkenswert, wow! Am späten Nachmittag laufen wir 5km am Kanal entlang, bestaunen die Hausboote die hier festgemacht sind und fühlen uns an Amsterdam erinnert. Da es hier so hübsch ist, bleiben wir noch einen weiteren Tag und beschließen die Radwege der Region unsicher zu machen. Ein herrlicher Tag, an dem wir mit 22 Grad Celsius belohnt werden. Doch der Wind bläst kräftig und so stemmen wir uns auf 20 Kilometern gegen die Böen. Die Dörfer rings herum scheinen noch im Winterschlaf zu liegen und die Bürgersteige sind hochgeklappt. Macht aber nichts, wir genießen unsere Ausfahrt und ein ausgiebiges Bad in der Sonne. Merci France - es ist toll wieder hier zu sein! 

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Tag 290 - Mittelalterliche Festung Carcassonne

23. Februar 2019

Nach 2 sonnigen und wirklich warmen Tagen am Canal du Medi fahren wir heute nun in die Stadt Carcassonne. Ein Ausflug dahin gleicht einer Zeitreise. In der eindrucksvollen Festungsanlage in Frankreich lebten im Mittelalter bis zu 4.000 Menschen. Heute flanieren hier die tausende Touristen und bestaunen die in der gallorömischen Zeit errichteten und im 19. Jahrhundert restaurierten Gemäuer.

 

Nachdem wir eine halbe Ewigkeit nach einer guten Parkmöglichkeit gesucht haben, schnappen auch wir unsere Räder und fahren am Ufer des Flusses zur Burganlage, welche man schon von weitem erblicken kann. Innerhalb des doppelten Mauerrings laden enge Gässchen, Kunsthandwerker, Restaurants und Cafés zu ausgedehnten Entdeckungstouren ein. Ein wenig erinnert uns das Ambiente an die Burganlage des Mont Saint Michele, auch wenn diese doch weitaus beeindruckender war. Schon im ersten Jahrhundert vor Christus besiedelt, kam Carcassonne seit jeher eine bedeutende strategische Rolle zu. Auf einem Hügel über dem Aude-Tal in der Region Okzitanien gelegen, ist es der ideale Platz, um die Handelswege zwischen Mittelmeer und Atlantik zu kontrollieren. Ansonsten bietet die Stadt allerdings nicht wirklich viel und kommt eher unspektakulär daher. Wer aber auf der Durchreise an Carcassonne vorbeikommt, sollte sich die Burganlagen auf jeden Fall anschauen. Der äußere Festungsring ist übrigens kostenlos, für den inneren Bereich und das Museum werden pro Person 8,50 Euro fällig. 

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Tag 291 bis 292 - Welch eine Entdeckung, Albi

24. - 25. Februar 2019

Nach einer frostigen Nacht in Carcassonne machen wir uns auf in Richtung Toulouse. Die Fahrt entlang des Canal du Midi ist wirklich schön und wir verzichten erneut auf alle Mautstraßen. Als wir langsam in Toulouse einfahren merken wir schnell, dass die Stadt scheinbar nicht wirklich nach unserem Geschmack ist. Der von uns auserwählte Freistehplatz ist verlassen sowie verkommen und der Campingplatz in der Nähe geschlossen. Kurzerhand entscheiden wir Toulouse links liegen zu lassen und weiter in Richtung Albi zu fahren. Irgendwie haben wir momentan genug von den großen und überlaufenden Städten, da kommt die kleine 50.000 Einwohnerstadt gerade richtig.

 

Und was sollen wir sagen, es ist ein Volltreffer. Die Stadt ist nicht wirklich bekannt, kaum touristisch erschlossen, weder hochwertig aufgemotzt, noch großartig restauriert. Albi erstreckt sich mit seinen Backsteinbauten und roten Ziegeldächern an den Ufern des Flusses Tarn. Das Stadtbild wird beherrscht von der Kathedrale Sainte Cécile - ein Meisterwerk der Gothik. Gleich neben der Kathedrale liegt der Bischofspalast Palais de la Berbie. Um die Kathedrale und den Bischofspalast herum befindet sich ein wunderschöner Altstadtkern mit zum Teil mehrere hundert Jahre alten Häusern, welche oft mit historischen und verzierten Fensterläden daherkommen. 

 

Die Stadt wird auch “La Rouge” genannt, denn das Zentrum von Albi wurde fast ausschließlich aus örtlichem Backstein erbaut – da die Ziegel handgetrocknet wurden, sind auch immer wieder die Fingerabdrücke der Maurer zu erkennen. Selbst die riesige Kathedrale mit ihren bis zu sechs Meter dicken Mauern wurde in Ziegelbauweise errichtet, ein Weltrekord. Die Brücke Pont-Vieux, welche im Jahr 1040 fertiggestellt wurde, rundet das mittelalterliche Ambiente ab, wow! Endlich mal eine Stadt ohne viele Tamtam, aber dafür mit endlos viel Hundescheiße. Klingt jetzt weniger romantisch, ist aber leider die Wahrheit. Noch nie mussten wir so vielen kleinen oder großen Häufchen auf unserer Tour durch die Stadt ausweichen, aber vielleicht bekommt man das auch noch in den Griff. Da die Stadt im Allgemeinen noch sehr ursprünglich ist und jede Gasse ein neues Geheimnis birgt, ist Albi ein absoluter Geheimtip von uns. 

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Tag 293 bis 295 - Eisige Nächte am Lac de Pareloup

26. - 28. Februar 2019

Wir fahren weiter in Richtung Norden. Die Landschaft erinnert uns an die Heimat, genau so grau und karg wie bei uns im Winter schaut es hier aus. Wir verbringen eine Nacht in Broquies, einem kleinen Dorf im Nirgends. Die Gemeinde hat einen kostenlosen Platz mit Strom für Camper zur Verfügung gestellt. Natürlich zieht solch eine Großzügigkeit allerlei buntes Treiben an. So stehen wir neben einem alten LT50 Wohnmobil, welches wohl seit Monaten nicht bewegt wurde. Auf der anderen Seite steht ein junges französisches Paar, welches mit 5 Katzen reist und morgens klassische Klavierkonzerte in Konzertlautstärke hört. Wir verbringen trotzdem eine ruhige Nacht und bedanken uns bei Broquies für den kostenlosen Strom.

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Unser nächster Stopp ist der Lac de Pareloup. Hier wollen wir die laut Wetterbericht vorerst letzten warmen 2 Tage verbringen. Anne hat Sören überrascht und einen Angelschein für den See gekauft. Und so dauert es nicht lange und schon liegen die Ruten aus. Leider ist nicht nur die Gegend um den See herum verlassen, auch die Fische haben sich wohl in eine andere Ecke des Sees verzogen. Macht aber nix, wir genießen die 22 Grad und planen die nächsten Tage. Die Nächste sind zum Teil so kalt, dass am Morgen dicker Raureif auf dem Wohnmobil liegt. Wir machen es uns mit der geliebten Wärmflasche gemütlich und verabschieden den Februar 2019. 

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