




Tag 206 bis 210 - An der Atlantikküste des Alentejo
1. - 5. Dezember 2018
Nachdem wir ein paar sehr erholsame Tage im Hinterland Portugals verbracht haben, verspüren wir langsam den Wunsch die Alentejo Küste zu entdecken. Nach einer kurzen Beratung bei einem leckeren Portugiesischem Kaffee, welcher wirklich immer schmeckt, machen wir uns zunächst auf in Richtung Liberia de Alvito, einen der vielen Seen von Portugal. Gemeinsam mit den Ruttners wandern wir entlang des Sees und können die eine oder andere Frucht am Straßenrand ergattern. So landen frische Zitronen, Granatäpfel und Kakis in unserem Rucksack. Besser geht es nicht! In der Nacht regnet es und wir erwachen etwas zerknirscht am nächsten Morgen. Die Ösis fahren schon einmal vor in Richtung Lousal, einer alten Minenstadt in welcher von 1900 bis 1988 Pyrit abgebaut wurde. Die Mine ist heute ein Museum und ein Besuch soll sich lohnen. Wir frühstücken entspannt und wollen uns dann auch auf den Weg machen. Leider haben wir nicht die Rechnung mit dem leicht schlammigen Boden gemacht - verdammt festgefahren. Das Profil unserer Reifen ist total voll mit Matsch und es geht weder vorwärts noch rückwärts. Nun kommt unser Klappspaten zum ersten Mal zum Einsatz. Nachdem wir die Spur mit Schotter ausgelegt haben, können wir uns befreien. Zu uns hatte sich mittlerweile auch ein älterer Herr gesellt und gibt nett gemeinte Tipps auf Portugiesisch, wir verstehen aber leider nur Bahnhof. Die Freude ist groß, als es dann endlich weiter geht und die Hilfsbereitschaft der Portugiesen ist wirklich bemerkenswert.
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Am Nachtmittag kommen wir an der Mine in Lousal an. Der Ort hat einen kleinen wirklich netten Parkplatz für Wohnmobile bereitgestellt. Sogar Frischwasser gibt es hier umsonst. Leider bellen die Hunde die ganze Zeit und werden dies auch die ganze Nacht tun. Ganz in der Nähe soll es eine Megalithanlage, eine vorchristliche Doppelgrabkammer, geben uns so machen wir uns auf den Weg und erkunden die Umgebung. Schon bald haben wir einen neuen Freund gefunden, einer der unzähligen freilebenden Hunde schließt sich uns an. Die Ausgrabungen erweisen sich allerdings als eher unspektakulär und so schlendern wir entspannt durch die herrliche Landschaft des Alentejo. Die vielen Korkeichen haben es uns besonders angetan. In der Ortschaft Lousal lebten die Menschen über Jahrzehnte vom Bergbau. Als die Mine 1988 geschlossen wurden, begann der soziale Abstieg der Gemeinde. Durch europäische Fördergelder konnte nun ein Museum, Restaurants und ein Hotel errichtet werden, welche neue Arbeitsplätze schafften. Ein Besuch der Mine lohnt sich, auch wenn wir es nicht geschafft haben.
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Langsam arbeiten wir uns weiter in Richtung Alentejo Küste vor. Bis jetzt kennen wir nur die Algarve, an welcher wir schon einige Urlaube verbracht haben. Unser Ziel ist der Praia do Malhao - ein wunderschöner Strand in schönster Natur und zu dieser Jahreszeit fast menschenleer. Etwas oberhalb unseres Standortes im Örtchen Porto Cobo startet die Rota Vicentina, eine der bekanntesten Wanderrouten Portugals. Bestehend aus dem Historischen Weg, dem Fischerpfad und mehreren vorgeschlagenen Rundwegen, bietet sie eine einzigartige Erfahrung aus zwei Welten. Zwischen einer lebendigen und authentisch rustikalen Kultur und einer erstaunlich wilden Küste liegt sie vollständig innerhalb des Sudoeste-Alentejano e Costa Vicentina Naturparks. Das Netz von Wanderwegen im Südwesten Portugals umfasst insgesamt 450 km. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben und das herrliche Wetter genießen. Aktuell sind es am Tag fast 20 Grad und in der Nacht um die 8 Grad. Oftmals sind die Küsten ja sehr windig, aktuell weht nicht eine kleine Böe.
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Die Umgebung ist wirklich schön. Ob zu Fuß oder per Rad es gibt immer etwas zu entdecken. Gemeinsam mit Louise, Felix und Thomas genießen wir die sonnigen Tage. Wir kochen zusammen im Freien, lassen die Drohnen steigen, fahren mit dem Rad ins nächste Örtchen um einzukaufen oder schauen den Fischern beim Angeln zu. Zum ersten mal auf unser doch ambitionierten Route gönnen wir uns eine kleine Auszeit vom Reisealltag und machen Urlaub. Langsam fahren wir etwas runter und können die vielen Erlebnisse der vergangenen Monate Revue passieren lassen. Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht. Seit über 7 Monaten sind wir nun unterwegs. Zu Hause bei unseren Liebsten beginnt nun mit großen Schritten die Vorweihnachtszeit. Hier im Süden ist bei 20 Grad kaum etwas davon zu spüren. Um so mehr freuen wir uns alle, als wir zum 1. Advent gemeinsam den Christstollen von unseren lieben Netti anschneiden...mhm lecker! Vielen Dank für das tolle Paket und die Leckereien. Wir werden wohl die Weihnachtszeit und auch Silvester in Portugal verbringen, bevor wir weiter in Richtung Spanien fahren. Ach wie wird uns der Weihnachtsbraten der lieben Großeltern und das gemütliche Zusammensein mit der Familie am 24.12. fehlen. Aber solch ein Weihnachten unter "Palmen" hat natürlich auch was :-).
Der kleine Felix ist ein richtiger Sonnenschein. Es ist auch spannend für uns zu sehen, wie schnell sich der Kleine entwickelt und wie er gefühlt jeden Tag etwas Neues dazulernt. In diesem Zusammenhang sende ich ganz liebe Grüße an meinen kleinen Neffen Theo, welcher in der Heimat gerade die spannende Welt entdeckt und von Tag zu Tag größer wird.
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Heute steht ein Servicetag vom Willy an und wir werden gemeinsam mit Thomas und Louise ein paar Reparaturen durchführen. Das Kraftwerk, welches uns täglich mit frischen Strom und einer heißen Dusche versorgt muss schließlich gewartet und gepflegt werden. Unserem Zuhause auf Zeit geht es auch gut und wir fühlen uns nach wie vor super wohl auf unseren 8 Quadratmetern.



Tag 211 bis 215 - Zurück ins Inland nach Mertola
6. - 10. Dezember 2018
Nach Tagen am Meer wollen wir gemeinsam mit den Ösis noch etwas das Inland erkunden. Unser Ziel soll die Stadt Mertola, fast an der Grenze zu Spanien, sein. Doch zunächst heißt es einkaufen und Wäsche waschen. Dafür kann schnell ein ganzer Tag drauf gehen und wir kommen erst am späten Abend und schon im Dunkeln an unserem Zwischenstopp am Rio Sado an. Noch etwas später als wir erreichen die anderen Drei den Platz. Am nächsten Tag erkunden wir zu Fuss die Region und machen ein paar schöne Luftaufnahmen. Gleich neben dem Stellplatz gibt es ein kleines Restaurant, welches bei Bestellung am Vortag das bekannte schwarze und freilebende Schwein oder auch Geflügel aus eigener Zucht serviert.
Die weitere Fahrt entlang der vielen Korkeichen und kleinen Hügel ist einfach schön. Immer wieder durchfahren wir auf unserem Weg nach Mertola kleine und wirklich ursprüngliche Dörfer. Das ist die andere Seite Portugals und ja sie ist wirklich sympathisch. In Mertola angekommen erfreuen wir uns an einem wirklich schönen Parkplatz unterhalb der Burg und direkt am Fluss Guadiana, welcher uns ab nun immer wieder begegnen wird. Die Ösis sind noch auf dem Weg und wir kochen schnell schon einmal etwas vor, so geht es am Abend immer etwas schneller. Am späten Nachmittag erkunden wir den Ort und genießen das historische Flair.
Die Geschichte der Stadt reicht mehr als 3000 Jahre zurück und dies kann man an vielen Ecken auch spüren und sehen. Weiß getünchte Häuser die sich an den Hang des Rio Guadiana schmiegen - und hoch oben wacht das Castelo über die Stadt mit gerade einmal 3000 Einwohnern. Spuren von maurischen und römischen Einflüssen sind bis heute sichtbar. Verschiedene Ausgrabungen und ein wirklich nettes Museum lassen den Besucher in vergangene Zeiten eintauchen. Der Fluss Guadiana war schon vor vielen Jahrhunderten eine wichtige Handelsstraße. Vor allem Agrarerzeugnisse aber auch die Erträge der „Minas de Sao Domingos“ wurden über den Fluss transportiert. Heute sind es eher die Sportler, welche mit ihrem Kajaks den Fluss rauf und runter fahren und damit für Leben sorgen. Der Ortskern der Stadt wird noch heute von einer mächtigen Stadtmauer umgeben. Die kleine Gassen und Cafés laden zum verweilen ein und haben auch uns gut gefallen.
Am kommenden Tag wandern wir etwas durch das Umland und kaufen auf dem Rückweg noch frisch aus der Backstube ein warmes Brot direkt aus der Hand des Bäckers, so lieben wir das! Am Abend fährt noch ein sehr redseliges und liebenswertes Pärchen aus Deutschland ein. Zusammen bereist es seit 10 Jahren immer wieder Portugal und kann uns einige Tipps geben, welche Orte in der Region noch einen Besuch wert sind. So erfahren wir auch von einer alten Kupfermine, welche wir in den kommenden Tagen besuchen werden. Die Ortschaften im Hinterland geben sich stets extrem viel Mühe um weihnachtliche Stimmung auf die Straßen zu bringen. So werden die Straßen von Mertola täglich mit Weihnachtsmusik beschallt und überall blinkt es bunt. Endlich kommt auch bei uns einmal etwas Weihnachtsstimmung auf.
Die Zeit vergeht gefühlt immer langsamer und wir selber fahren seit ca. 2 Wochen extrem runter. Die ersten Monate sind wie im Flug an uns vorbeigezogen und es tut nach wie vor gut, einen Gang runter zu schalten. Auch gibt es hier, wie Ihr sicher schon gemerkt habt, nur sehr selten eine gute Internetverbindung. Dies bedeutet für uns Zwangsentzug von allen sozialen Medien, aber auch das schadet sicher nicht. Jetzt wo sich das Jahr allmählich dem Ende entgegen neigt planen auch wir langsam, wie wir unser Weihnachtsfest verbringen werden. Der Kleine Felix wächst und gedeiht und lernt gefühlt jeden Tag etwas dazu. Es ist schon wirklich toll, dass der Kleine seine Eltern die ersten 2 Lebensjahre um sich hat und auch für die Eltern ist dies sicher eine ganze besondere Zeit. Thomas versorgt uns nach wie vor mit Strom und einer warmen Dusche, einfach klasse und wir sind sehr dankbar für diesen Luxus. Morgen wollen wir zeitig in Richtung Sao Domingos zu den alten Kupferminen aufbrechen.


Tag 216 bis 217 - Unwirkliche Landschaften
11. - 12. Dezember 2018
Heute begeben wir uns auf eine Zeitreise zurück ins Jahr 1858. Die Kleinstadt Sao Domingos beherbergte eine der größten Kupferminen des Landes und ist für heute unser Ziel. Angekommen am Stellplatz sehen wir direkt ein großes Schild, welches das Parken für Wohnmobile verbietet - um sicher zu gehen parken wir also einfach vor diesem Schild und hoffen darauf, dass sich die örtliche Polizei gnädig zeigen wird. Von anderen Campern haben wir bereits einige Male auf unserer Reise gehört, dass sie gebeten worden sich ein anderes Plätzchen zu suchen. Bisher war uns das „Freisteh-Glück“ aber hold.
Das Minenareal im Schwefelkiesgürtel der iberischen Halbinsel ist riesig und wir starten unsere Tour durch unwirkliche Landschaften. Schon in der Antike war es ein begehrter Ort für die Gewinnung von Mineralien. Bereits die Phönizier gewannen hier aus dem Erz neben Kupfer auch Gold und Silber. Von 1858 bis 1966 wurde durch die Firma Sabina Mining 25 Mio. Tonnen Erz abgebaut. Doch als die goldenen Zeiten vorüber waren, machte sich die Firma 1966 aus dem Staub und überließ alles seinem Lauf. So stehen noch heute die verfallen Reste der Ruinen an Ort und Stelle wo einst schwerste Arbeiten erledigt wurden und der Umschlagspunkt für den Schienentransport ins ganze Land war. Teilweise liegt ein unangenehmer Schwefelgeruch in der Luft und die Gegend scheint regelrecht verseucht. Abgestorbene Bäume, wenig Vegetation und keinerlei Tiere - absolute Stille, gelbliche Flüsse und totale Abgeschiedenheit. Das alles hat aber einen guten Grund! Denn als die Firma die Abbaustätte schloss, fanden keinerlei Rückbauarbeiten oder Ähnliches statt. Es wurde einfach alles stehen und liegen gelassen, was leider zur Folge hatte, dass Umweltschäden unausweichlich waren. So hat das Wasser innerhalb der Mine einen PH-Wert von 2,5. Wenn man nun bedenkt, dass Magensäure einen PH-Wert von ca. 1,0 hat, dann kann sich ein jeder ausmalen was dies für Folgen für die Umwelt in der Gegend hat. Allerdings müssen wir gestehen, dass die Landschaft dadurch auch seinen ganz eigenen Charakter bekommt - wie auf einem anderen Planeten.
Wir sind ein paar Kilometer im Minengebiet umher „gestrolcht“ und rufen unsere lieben Ösis an. Die wollen nämlich noch die Offroadtauglichkeit ihres Mobils testen und dieses Areal bietet sich dafür perfekt an. Kurze Zeit später sitzen die 3 Ösis vorn im Willy (das ist der liebevolle Name für ihr Reisemobil) und wir sitzen hinten in der Aufbaukiste. Meine Güte wie das schaukelt - der Willy schiebt sich mit seinem Allradantrieb die Berge hinauf und die Offroadpiste bereitet uns einen ordentlichen Spaß. Die Bäume quietschen an den Fenstern vorbei und die Welt steht durch das große Panoramafenster auf Kipp. Achterbahnfahren kommt dem wohl am nächsten. Eine wirklich coole Ausfahrt - leider viel zu kurz und schon sind wir zurück am Stellplatz.
Nach dem gemeinsamen Abendessen sitzen wir noch ein etwas zusammen, reden über dies und das, bis wir nach einem schönen Tag mal wieder glücklich in unsere „Kajüte“ fallen.



Tag 218 bis 220 - Entlang des Rio Guadiana bis zur Küste
13. - 15. Dezember 2018
Von einem netten deutsche Rentner haben wir von einem sehr schönen Platz direkt am Rio Guadiana erfahren. Nur 30 Minuten entfernt soll man hier in absoluter Ruhe mitten in der Natur stehen können. Zunächst fahren wir aber noch einmal in das Minengebiet und machen ein paar Luftaufnahmen vom Willy im Gelände. Mit lautem piepen landet die Drohne bei nur noch 15 Prozent im Akku und wir sind froh, alles im Kasten zu haben.
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Die Fahrt durch den Vale do Guadiana Nationalpark ist einfach herrlich. Unzählige kleine Hügel, Korkeichen, freilebende Schweine und Ziegen, Seen und traumhafte Aussichten. Aus 30 Minuten Fahrt werden schnell 60 Minuten. Immer wieder halten wir an und machen das eine oder andere Bild. Das Inland Portugals gefällt uns wirklich gut. Ein wenig graut es uns schon vor der Küste und den überfüllten Plätzen am Meer. Hier im Hinterland sind wir oft allein, völlig abgeschieden in der Natur und einfach ganz nah am wirklichen Leben in Portugal. Unser Ziel heute ist das kleine Dorf Pomarao, welches nur ca. 800 Einwohner zählt. Hier wurde das Erz, welches in der Mine Sao Domingos abgebaut wurde, auf Frachtschiffe verladen und abtransportiert. Heute ist es eher ein verschlafener Ort, welcher vom Tourismus lebt und so vor sich hinvegetiert.
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Direkt am Fluss gibt es einige Stellplätze, welche gern von allen Nationen in Anspruch genommen werden. Auch wir suchen uns ein schönes Plätzchen, kochen gemeinsam mit den Ösis oder gehen wandern. Thomas würde dazu aber eher Spazierengehen sagen. :-) Die Ösis sind extrem sportlich und auch uns motiviert dies an uns zu arbeiten. Am Abend sitzen wir oft zusammen und plauschen über Gott und die Welt. Über die Themen der Zukunft wie die Digitalisierung 2.0, die Erziehungsvarianten von Kindern, Berufe, Reisen oder einfach nur über das Leben. Der Gesprächsstoff geht nie aus und wir reisen nun schon fast 3 Wochen gemeinsam durch das Land, einfach toll!
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Heute werden sich die Wege jedoch für eine kurze Zeit trennen. Wir wollen über Spanien an die Küste fahren um ein paar Dinge zu erledigen und treffen die Drei später in Portugal wieder. Die Fahrt durch die Provinz Andalusien ist ein Traum. Wenn es uns an der Küste nicht gefällt ziehen wir uns einfach dahin zurück. In Ayamonte angekommen sind alle Besorgungen schnell erledigt und wir fahren ein kleines Stück nach Isla Christina. Hier werden wir 2 Tage verbringen und die Gegend ausgiebig mit dem Rad erkunden. Der Platz ist direkt für Dauerurlauber im Winter ausgelegt und für 10 Euro bekommt man alles was man braucht. Viele Rentner aus Europa versammeln sich nun im Süden und auch hier kann man dies bereits spüren. Schon speziell die Einen oder Anderen aber das denken anderen über uns vielleicht auch :-). Auf jeden Fall wird es nun langsam voller im Süden.
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Am Nachmittag radeln wir mit dem Rad in den kleinen Ort Isla Cristina. Es ist Samstag und es herrscht buntes Treiben bis kurz nach Mittag alle Geschäfte schließen und sich gefühlt ALLE Einheimischen in den Restaurants und Bars versammeln. Wir ziehen uns zunächst an den Strand zurück. Auf der Fahrt dahin stellen wir fest, dass fast alle Fenster der Häuser im Erdgeschoss und der 1. Etage vergittert sind. Mhm...so kommt kein Urlaubsflair auf. Bereits vor wenigen Tagen sprach uns ein Pärchen aus Deutschland darauf an. Dieses verbringt den Winter nun lieber in Portugal und immer mehr Rentner würden nachziehen. Ist also Portugal das neue Mekka für den Winter oder wird es doch eher Marokko?! Wir werden sehen.
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Der Atlantik ist ruhig und die Wellen laufen langsam den Sand hinauf. Im Wasser tummeln sich einige Fischer, welche mit Fangkörben Muscheln aus dem Sand graben. Schon in Frankreich haben wir Ähnliches beobachten können. Die Region um Isla Cristina ist für Fischfang, Salzgewinnung und Tourismus bekannt. Im Winter kann man hier an den Salinen sogar Pelikane sehen.



Tag 221 bis 224 - Von Faro über Silves nach Monchique
16. - 19. Dezember 2018
Nach dem wir uns bis an die spanische Grenze vorgearbeitet haben, soll es nun wieder in Richtung Südwesten gehen. In der Nähe von Tavira treffen wir nach 2 Tagen wieder auf unsere Ösis, welche noch etwas im Hinterland geblieben waren. An einer kleinen Bucht schlagen wir unser Nachtlager auf. Schon hier bemerken wir einen deutlichen Anstieg der Wohnmobildichte, dabei sind wir noch gar nicht richtig an der Algarve angekommen. Neben einigen Rentnern kommen nun auch die ersten Aussteiger dazu. Ob im Bauwagen, im umgebauten LKW oder im kleinen VW Bus - man macht es sich gemütlich im Süden. Dazu kommen immer mindestens 2 Hunde und ab und an liegt auch ein gewisser Grasgeruch in der Luft. Wir schnappen unsere Rucksäcke und machen einen kleinen Spaziergang entlang der Küste.
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Am nächsten Morgen fahren wir in Richtung Faro. Die Ösis wollen zu Ikea und wir wollen nach bereits 4 Besuchen an der Algarve auch endlich mal die Hauptstadt entdecken. An den Straßen stehen unzählige Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbäume. In Faro angekommen begeben wir uns auf eine kleine Erkundungstour durch die Altstadt. Vorbei an gefliesten Hausfassaden, würfelnden Rentnern in Cafés und verzierten Mosaikwegen, führt uns unser Weg zu Kathedrale von Faro. Die Kirche wurde im 13. und 14. Jahrhundert erbaut und bietet vom Kirchturm einen schönen Rundblick über Faro. Im Garten der Kirche befindet sich eine Knochenkapelle, ähnlich wie in Evora werden hier die Gebeine und Schädel der hier beerdigten Personen aufbewahrt, schaurig.
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Wir haben uns kein festes Programm für Faro vorgenommen sondern lassen uns einfach etwas treiben. In der Altstadt gibt es viele kleine Geschäfte und Cafés und so spazieren wir bei herrlichen 18 Grad entlang der bunten Häuser. Am Nachmittag begeben wir uns dann langsam in Richtung Quarteira. Hier soll es einen schönen Stellplatz direkt am Strand geben. Dies dachten sich die anderen 50 Camper wahrscheinlich auch. Wie in einer portugiesischen Sardinenbüchse steht hier ein Wohnmobil am anderen. Wir werden von laut bellenden Hunden einer Hippie-Kommune begrüßt und ergattern den letzten Platz mit direkter Sicht auf das Meer. Neben uns steht ein Kleinwagen mit offener Fahrzeugtür. Das liebenswerte deutsche Paar hinter uns erklärt uns, dass hier Jesus wohne, welcher Nachts den halben Platz unterhalten soll. So haben wir uns das Freistehen an der Algarve nicht vorgestellt. Als die Ösis einfahren und das bunte Treiben sehen, biegen sie auf direktem Weg auf den Strand ab und nehmen mit Allrad Reißaus. Auch wir verschwinden und finden gemeinsam mit Louise, Thomas und Felix noch einen schöneren und vor allem ruhigen Platz.
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Am nächsten Morgen fahren wir weiter in Richtung Silves. Die entzückende Festungsstadt, welche früher die Hauptstadt der Algarve war, ist heute eine beliebtes Ausflugsziel für Touristen. Während der Zeit der Mauren war sie eine wichtige Festungs- und Handelsstadt. Überreste dieser glorreichen Vergangenheit, wie die riesige rote Steinburg, die uneinnehmbaren Stadtmauern und die gotische Kathedrale, laden zu einer Besichtigung ein. Es macht Spaß durch die engen gepflasterten Gassen zu schlendern und bei typisch portugiesischem Flair einen Espresso zu schlürfen. Die malerische Lage am Fluss Arade und umgeben von einer hügeligen Landschaft macht das pittoreske Bild perfekt. Am Abend verziehen wir uns in Richtung Hinterland. So schön der kleine Ort auch ist, es wimmelt hier nur so von Wohnmobilen. Gleich hinter der Stadt finden wir ein ruhiges Fleckchen und schlagen unser Nachtlager auf.
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Nach einer regnerischen Nacht begeben wir uns am Folgetag in Richtung Monchique. Der kleine und verschlafene Ort liegt im gleichnamigen Monchique Gebirge. Hier entspringen viele Quellen, welche einen Großteil der Stauseen der Algarve füllen. Die seit der Steinzeit besiedelte Gegend lädt vor allem zu ausgiebigen Wanderungen ein. Leider gab es auch in diesem Jahr wieder schwere Waldbrände in Portugal, welche speziell an der Algarve enorme Zerstörung mit sich brachten. Als wir vor einigen Jahren hier waren, war es daher eindeutig grüner. Vom naheliegenden Berg Foia kann man bei gutem Wetter fast die gesamte Algarve erblicken.


Tag 225 bis 226 - Zurück an der Costa Vicentina
20. - 21. Dezember 2018
Wir lassen die hügelige Landschaft des Monchique Gebirges hinter uns und begeben uns in Richtung Westen. Langsam wird es Zeit einen schönen Platz für die Weihnachtsfeiertage zu finden. In Portugal beginnt das Weihnachtsfest mit einem späten Weihnachtsmahl am Heiligabend. Meist besucht man vorher die Mitternachtschristmesse und feiert dann bis in die Morgenstunden des 1. Weihnachtsfeiertages. Die Geschenke bringt der "Pai Natal", der Papa Weihnacht. Die traditionellen Speisen zur Weihnachtszeit sind getrockneter Stockfisch, der Eintopf "Cozido à Portuguesa" und süßer Milchreis als Dessert. Mal schauen was wir uns leckeres zaubern werden. Aber eines wissen wir jetzt schon: so köstlich wie daheim wird es nicht annähernd sein können.
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In der Nähe von Aljezur finden wir einen schönen kleinen Platz am Meer. Ein schmaler und holpriger Weg führt uns hinauf zu den Klippen. Hier oben lässt es sich aushalten. Wir entscheiden also 2 Tage zu bleiben. Das Wetter ist ebenso grandios - die Sonne scheint und es gibt kaum Wind. Entlang der Küste kann man herrliche Wanderungen machen und wir genießen die frische Meeresbrise. Auch sind hier eindeutig weniger Wohnmobile unterwegs und wir hoffen auf eine gnädige GNR ( Portugiesische Polizei ). Denn eigentlich ist das Freistehen in Portugal nicht wirklich erlaubt, wird aber geduldet und somit ist man stets auch auf etwas Glück angewiesen. Unten am Strand gehen wir am 2ten Tag ins Caféhaus und wie immer gibt es einen Bica mit einem Natatörtchen - irgendwie hat sich das während unserer Zeit in Portugal so eingebürgert und es ist auch wirklich köstlich.
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Kurz bevor wir den Stellplatz gerade verlassen wollen wird es um uns herum plötzlich voll. Es ist Samstag und heute zieht es auch die Einheimischen zur Küste. Ein schlecht gelaunter junger Mann parkt uns kurzerhand zu und fängt an rum zu schreien. Es ginge im gehörig gegen den Strich, dass die Touris alle Plätze einnehmen und die lokalen Leute keinen Parkplatz mehr bekommen. Irgendwie auch verständlich, aber der Ton macht noch immer die Musik - und anschreien geht gar nicht. Wir sind mit unseren Ösis aber in der Überzahl und nach einem kurzen Wortgefecht machen wir uns auf die Socken. Von so etwas lassen wir uns aber nicht die Laune verderben und brechen zu unserem Weihnachts-Lebensmitteleinkauf auf. Weihnachten wird in diesem Jahr auf jeden Fall eine andere Erfahrung und wir denken sehr an unsere Lieben daheim.


Tag 228 bis 231 - Ein etwas anders Weihnachten
23. - 26. Dezember 2018
Die Küste ist nun seit Tagen unser ständiger Begleiter. Wir wechseln ein paar mal den Standort, bleiben dem Meer, den Klippen und dem Strand aber treu. Zu Hause beginnt wahrscheinlich gerade der Weihnachtsendspurt. Die letzten Geschenke müssen noch gekauft und verpackt werden und ein schönes Weihnachtsoutfit gehört auch noch ausgesucht. Von alledem sind wir weit entfernt. Wir genießen die winterlichen Temperaturen in Portugal von 18 Grad und die Tage vergehen mit Entspannung pur.
Eins ist schnell klar - die jährliche Weihnachtsvöllerei wird in diesem Jahr wohl ausfallen. Keine Plätzchen, keine Gans, kein Rotkohl und auch sonst geht dieser Winter bis jetzt spurlos an uns vorbei. Ohne Ofen lässt sich so ein Weihnachtsessen auch eher schwer zubereiten. Also schwenken wir kurzerhand auf Pasta mit Garnelen um - dem Meer bleiben wir also auch in dieser Hinsicht treu.
Auch wenn das Freistehen hier nur geduldet wird und ein Campingverhalten untersagt ist, so sind wir am Weihnachtsabend einfach mal mutig. Zusammen mit den Ösis stellen wir die Tische, mit herrlichem Ausblick von der Klippe aufs Meer, aneinander und machen es uns gemütlich. Die Weihnachtsmusik dudelt im Hintergrund, die Kerzen stehen auf dem Tisch und kurz vor Sonnenuntergang wird dann „festlich“ gespeist. Wir schwelgen in unseren Weihnachtserinnerungen und erleben mal wirklich ein anderes Weihnachten. Am Abend telefonieren wir mit unseren Lieben, singen sogar ein Weihnachtslied zusammen und senden herzliche Grüße in die Heimat.
Wie ihr schon merkt haben wir unser Tempo deutlich verringert. Die nächste Tage werden wir ebenso etwas die Seele baumeln lassen und dann langsam in Richtung Lagos weiterfahren. Hier werden wir dann auch Silvester gemeinsam mit Thomas, Louise, Felix und einigen Freunden der Drei verbringen. Als Location dient eine grandiose Villa nur wenige Minuten von der Küste und der Stadt Lagos entfernt. Es gibt sogar ein Geburtstagskind am 31.12. - das wird bestimmt ein großer Spaß.
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Danach werden wir Portugal zügig in Richtung Spanien verlassen. Wir freuen uns schon heute auf eine erlebnisreiche Zeit in Andalusien. Nach so vielen Wochen in Portugal wird es bald Zeit unsere Reise fortzusetzen und neue Eindrücke zu sammeln. Wer also Tipps für uns hat, was man in Andalusien auf keinen Fall verpassen darf, der ist herzlich eingeladen uns zu schreiben. Sören hat die Route zwar schon wieder akribisch geplant ;-), aber über weitere Ideen würden wir uns sehr freuen.



Tag 232 bis 235 - Über Sagres nach Lagos
27. - 30. Dezember 2018
Es ist 8.20 Uhr, auf dem Kochfeld steht der Wasserkessel und kocht vor sich hin. Am Boden rauscht der Heizlüfter und bei dem Blick aus dem Wohnmobilfenster erblicke ich in der Ferne die Stadt Lagos. Hier oben am Berg sind es nur 9 Grad am Morgen. Hinten im Bett nutzt Anne die Zeit sich einmal so richtig breit zu machen, denn ich sitze schon am Tisch vor dem Laptop. Es ist der 30.12.2018 und schon Morgen ist der letzte Tag eines unfassbar aufregenden Jahres.
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Aber eins nach dem Anderen. Nach dem wir die Gegend um Carrapateira verlassen haben, machen wir einen kurzen Stopp bei Lidl und fahren dann nach Sagres zum südwestlichsten Punkt Europas und unserer Reise - dem Cabo de Sao Vicente. Die Römer bezeichneten die karge Felslandschaft als Ende der Welt - einem Ort wo die Götter wohnen und die Sonne im Meer versinkt. Wir sehen nur unzählige Touristen, Aussteiger im Bauwagen und nervige Straßenhändler. Es gibt wirklich schönere Ecken an der Algarve.
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Bevor wir unser Nachtlager in Alvor aufschlagen, muss unser Wohnmobil nach Wochen einmal wieder intensiv geputzt werden. Die Sonne geht schon langsam unter und mit den letzten Strahlen werden wir fertig. Schon bei Dunkelheit fahren wir am Strand von Alvor vor und verbringen eine ruhige Nacht mit vielen Gleichgesinnten.
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Am nächsten Morgen geht es in das Stadtzentrum von Alvor. Sören möchte unbedingt zum Friseur und so laufen wir die kleinen Gassen hinauf zum Stadtkern. Im Sommer steppt hier sicher so richtig der Bär. Unzählige Restaurants und Bars schmücken das Stadtbild. 30 Minuten später hat Sören ca. 5 Zentimeter Haarlänge verloren und ist wie immer der Meinung - sie sind zu kurz geworden:-). Der Strand von Alvor ist endlos lang und lädt zum träumen ein. Wir setzen uns in den weichen Sand und lassen den Ausblick auf uns wirken.
Am Nachmittag fahren wir dann zum Ponta da Piedade Lighthouse, welches man auf dem Bild links erkennen kann. Für uns schon immer einer der schönsten Orte an der Algarve. Die Klippen der westlichen Küste der Algarve wurde durch die Meeresströmung zu Steinsäulen, natürlichen Tunneln und versteckten Grotten geformt und stehen in starkem Kontrast zu dem tiefen Türkis und Grün des Meereswassers. Es gibt einige Küstenpfade, die die Klippen überqueren, jedoch erkundet man Ponta da Piedade am besten mit einem kleinem Boot, welches sich durch das Labyrinth aus einzigartigen Felsformationen und Meereshöhlen windet. Wir mögen diesen Ort einfach, weil er mehr als viele andere Orte den typischen Charakter der Algarve für uns widerspiegelt.
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Am nächsten Morgen sind wir schon etwas aufgeregt. In wenigen Minuten werden wir mit Thomas, Louise und Felix an der Villa in den Bergen von Lagos eintreffen. Die Ösis haben diese gemeinsam mit Freunden für den Jahreswechsel und einem besonderen Geburtstag angemietet. Die Anfahrt ist wahrlich abenteuerlich. Über Feldwege, steile Schotterstraßen und enge Pfade geht es hinauf zum Haus. WOW - was für ein Ausblick, was für ein Pool und was für ein riesiges Wohnzimmer. Schnell werden die 3 Kamine im Haus angefeuert um es gemütlich werden zu lassen. Schon bald treffen die ersten Freunde der Drei ein und sie sind allesamt wirklich sehr nett - wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit. Zunächst aber steht noch ein Highlight an. Wir fahren mit Thomas und dem Expeditionsfahrzeug zum Großeinkauf. Zwei Stunden später schieben wir drei volle Einkaufswägen aus dem Lidl in Lagos und sind geschafft. Nachdem wir alles verräumt haben geht es mit gelben Rundumlicht den Berg zum Haus hinauf. Gemeinsam mit den Ösis und deren Freunden verbringen wir einen gemütlichen Abend am Kamin. Die Algarve zeigt sich aktuell wieder von ihrer schönsten Seite. Sonnig und fast windstill vergehen die Tage hier wie im Flug. Schon bald nehmen wir Abschied aus Portugal, doch zunächst heißt es das Jahr 2018 zu verabschieden. Ein Jahr was uns unzählige bleibende Erinnerungen gebracht hat und von welchem wir noch in Jahren erzählen werden. Euch allen einen guten Rutsch und erfolgreichen Start in das Jahr 2019.

Tag 236 - Goodbye 2018 & Welcome 2019
31. Dezember 2018
Heute ist es nun soweit - das Jahr 2018 endet und wir begrüßen das Jahr 2019. Am Morgen gönnen wir uns ein ausgiebiges Frühstück bevor wir in die Küche verschwinden und mit den Vorbereitungen für das Abendessen beginnen. Es gibt Chili con Carne, Hackfleisch-Käse-Lauch-Suppe a la Netti, Ziegenkäse mit Feigenchutney, belegte Brote mit Serano Schinken, Rosmarin Kartoffeln aus dem Holzofen und viele weitere Leckereien.
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Am Nachmittag treffen dann die Freunde und die Familie von Thomas und Luise ein. Eine wirklich bunte Mischung und wir haben uns unter ihnen sehr wohlgefühlt - schön, dass wir dabei sein durften. Am Abend wird dann der Whirlpool angeheizt und schnell tummeln sich schon die ersten darin. Es ist ein schöner Abend und pünktlich zum Jahreswechsel ertönt der Wiener Walzer in der Long Version - das hat schon was! In der Ferne können wir sogar ein kleines Feuerwerk sehen, ansonsten ist es in Portugal eher unüblich so viel Geld wie Deutschland in die Luft zu böllern. Auch wir genießen einen ruhigen Moment und lassen das Jahr Revue passieren. Auf diesem Weg wollen wir uns bei allen bedanken, die unserer Reise auf diesem Weg verfolgen und uns oftmals sehr liebe Nachrichten hinterlassen. Schon Übermorgen geht es weiter nach Andalusien - neue Abenteuer warten auf uns.